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Nicht die Krönung, aber dafür frisch: Kaffee-Früchte.

© picture alliance / Hans Ringhofe

Alte Bohnen, neue Bohnen: Mehr Kaffee wagen

Die zwei dominierenden Kaffeesorten stehen unter Klima-Druck. Das Verwöhnaroma der Zukunft werden sie wohl nicht liefern. Es ist höchste Zeit für Alternativen.

Ein Kommentar von Richard Friebe

Es gibt ein paar Nahrungs- und Genussmittel, die inzwischen wirklich global sind. Die Kartoffel, der Deutschen liebste Sättigungsbeilage, gehört nur bedingt dazu. Was aber inzwischen wirklich so ziemlich überall auf den Tisch kommt, ist Kaffee. Doch so omnipräsent, wie er ist, so beschränkt ist letztlich das Angebot. Denn es gibt im Grunde nur zwei Sorten zu kaufen, Arabica und Robusta. Und letztere ist eher verschrien wegen ihres oft auch eher „robusten“ Aromas.

Heißer Kaffee

Doch das Problem ist nicht die beschränkte kulinarische Auswahl, die sich mit unterschiedlichen Varianten und Röstverfahren noch auffangen lässt. Sondern das sich ändernde Klima. In den Arabica-Anbaugebieten wird es zusehends zu heiß für diese Sorte. Robusta wiederum kann höhere Temperaturen aushalten und kommt auch mit Rostpilzen zurecht, ist aber vielerorts zunehmend Dürreperioden ausgesetzt, auf die sie sehr empfindlich reagiert.

Zwar sind längst Biotechnologen und Züchter dabei, zu versuchen, die Cash-Crops der Kaffeeplantagen widerstandsfähiger gegen höhere Temperaturen und niedrigere Grundwasserstände zu machen. Doch ein anderer Ansatz sollte nicht vernachlässigt werden. Denn bislang ungenutzte Spezies der Kaffeepflanze gibt es in der Natur einige.

Aufgebrüht, nicht abgebrüht.

© Felix Tohnke

Ein Wissenschaftler-Team um Aaron Davis von den englischen Royal Botanic Gardens in Kew versucht in der neuesten Ausgabe des Fachmagazins „Nature Plants“, der einst kommerziell genutzten Sorte „Liberica“ wieder mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Denn sie und eine spezielle Untervariante namens Excelsa vertragen viel mehr Wärme als Arabica.

Ohne Filter

Eine andere Option, die derzeit wissenschaftlich untersucht wird, ist die Art Coffea stenophylla. Erst vor wenigen Jahren wurde sie nach jahrelanger, fast schon aufgegebener Suche in der Wildnis wiederentdeckt.

Bei vielen Nutzpflanzen, zu denen neben dem Kaffee übrigens auch die Kartoffeln gehören, finden sich die wichtigsten genetischen Ressourcen nicht in den Labors. Ganz zu schweigen von der gesellschaftlichen Akzeptanz, egal wie objektiv gerechtfertigt oder ungerechtfertigt die Skepsis hinsichtlich gentechnischer Eingriffe bei Nahrungsmittelpflanzen auch sein mag.

Die Erbanlagen, die dafür sorgen können, dass wir und hoffentlich auch alle anderen in Zukunft satt werden und es auch noch gut schmeckt, sie stecken oft in Pflanzen, die es längst gibt, in der Natur und in alten Kultursorten. Sie zu finden oder wiederzufinden, zu erhalten und nutzbar zu machen, ist eine der großen Aufgaben dieses Jahrhunderts.

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