Tagesrückspiegel – Heute vor 64 Jahren: Corona, ein US-Geheimprojekt
Luftbilder von da, wo gar keine Luft mehr ist. Und nicht aus ästhetischen Motiven. Die geheimen „Schlüsselloch“-Satelliten der USA eröffneten ganz neue Einblicke.
Aus heutiger Perspektive möchte man natürlich vor allem eines wissen: Warum hieß dieses Programm „Corona“? Irgendeine Abkürzung muss es gewesen sein, denn in fast allen Quellen steht es sogar in Großbuchstaben. Mit unseren limitierten journalistischen Mitteln von Internetrecherche bis Expertenbefragung finden wir aber keine befriedigende Antwort.
Vielleicht steht sie ja in dem von dem seinerzeit bei der CIA arbeitenden Historiker Kevin Ruffner 1995 herausgegebenen Dokument zu diesem Spionagesatellitenprogramm, irgendwo in den vielen geschwärzten Passagen.
Tatsächlich wurden Informationen über das Programm, bei dem einige echte Pionierleistungen für die Raumfahrt gelangen, erst 1995 „deklassifiziert“, also zumindest teilweise öffentlich gemacht.
Aus ihnen geht etwa hervor, dass am 28. Februar 1959, also heute vor 64 Jahren, mit Discoverer 1 der erste Satellit dieses Programms startete. Der Öffentlichkeit und dem „Feind“ wurde er, wie seine Nachfolger, als Forschungsrakete verkauft.
Antennenpanne
Jener Flug vor genau 64 Jahren war ein Test. Das Raumfahrzeug hatte nicht einmal eine jener Kameras an Bord, die zentral für das Programm waren, um Fotos von Anlagen in der Sowjetunion und China zu machen.
Und der Test war auch eher nicht erfolgreich, denn die Kommunikation mit dem Gefährt klappte sehr schlecht, wahrscheinlich weil die Vorrichtung, die die empfindlichen Antennen beim Start schützen sollte, genau in dem Moment abgesprengt wurde, als die zweite Stufe der Agena-Rakete zündete. Das fügte wohl jener Antenne, statt sie zu schützen, massiv Schaden zu.
Die Raumfahrt-Erstleistung von Discoverer-1 und seinem Team war, einen über die Pole verlaufenden Orbit zu erreichen. Discoverer-14, gestartet am 18. August 1960, war dann die erste Weltraummission überhaupt, die erfolgreich etwas zur Erde zurückbrachte: Die Rückkehr-Kapsel, aufgefischt im Pazifik, enthielt die belichteten Filme.
Vielleicht bedeuteten die Buchstaben also irgend etwas mit Camara, Orbit, Reconnaissance, Observation, Navigation und Altitude. Oder so ähnlich.
Die späteren Satelliten des Corona-Programms waren schlicht durchnummeriert, mit der Abkürzung „KH“. Seit 1995 weiß man nun auch zumindest, was das bedeutete: Key Hole, also Schlüsselloch, was ja ganz gut passt für ein Spionageprojekt. Und auch so gemeint war.
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