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Plaste und Elaste aus Dearborn, Michigan: Magnat Henry Ford, rechts, und Chemiker Robert Boyer im August 1941, ein halbes Jahr vor der Patentierung des „Sojabohnen-Auto“s.

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Tagesrückspiegel – Heute vor 81 Jahren: Als Henry Ford den Cannabis-Trabi erfand

Ziemlich schick und sehr einmalig: Im Januar 1942 wurde das Konzept für ein besonderes Auto patentiert. Doch der einzige Prototyp ist verschollen, und viele Fragen bleiben offen.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es wäre zu schön, wenn es den Wagen noch gäbe. Weggerostet ist er nicht, denn das war unmöglich. Der Automobildesigner Bob Gregorie soll ihn, kurz bevor er im Streit die Firma verlies, schlicht zerstört haben.

Es war, laut Patent, ein Prototyp aus auf Soja basierendem Bio-Plastik, angetrieben von aus Hanf gewonnenem Biodiesel. Das klingt, als ob es noch nicht sehr lange her sein kann. Doch es war der 13. Januar 1942, als Henry Ford – ja der Henry Ford höchstpersönlich – zusammen mit Gregorie das Patent auf den „Soybean Car“ bekam. Ein halbes Jahr zuvor hatten sie es angemeldet.

Das Blech weg

Weil das einzige Exemplar, das es je gab, nicht mehr existiert, ist viel von dem, was über das Auto berichtet wird, umstritten. Klar ist, was Ford, innovativ und vorausdenkend wie er zweifellos war, wollte: Ein Auto, dessen Konstruktion wenig Stahl benötigte, falls dieser wegen des Bedarfs der Rüstungsindustrie knapp werden würde. Zusätzlich würde es, obwohl der Rahmen noch aus Stahl wäre, deutlich leichter sein als die mit dicken Blechen gefertigten bisherigen Karossen. Deshalb würde es auch weniger Treibstoff verbrauchen, der ebenfalls von einer möglichen Rationierung bedroht war.

Kann a’ bisschen mehr als nur bedröhnen: Pflanze der Industriehanf-Sorte Futura 75.

© Foto: dpa/Fabian Sommer

Henry Ford, auch sonst aufgrund etwa seines Antisemitismus historisch zumindest zwiespältig, war der Erfinder der Massenproduktion von Autos und damit einer der Urheber der massiv Ressourcen verbrauchenden Industrie- und Wohlstandsgesellschaft des 20. Jahrhunderts.

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Doch schon schon früh suchte er auch nach Möglichkeiten eines Wirtschaftens, das man heute als „nachhaltig“ bezeichnen würde. Ford besaß – wenn auch im Ausmaß nicht vergleichbar, so doch ähnlich wie heute Bill Gates – große landwirtschaftliche Flächen. Ein Auto aus nachwachsenden Rohstoffen, das mit Energie aus nachwachsenden Rohstoffen angetrieben wird, war schon damals für ihn die logische Konsequenz.

Biopappe... nein: Bioplastik aus Zwickau

Doch ob der Prototyp wirklich aus einem nicht nur rostfreien, sondern auch mechanisch extrem beständigen Material aus Soja-Fasern und Bio-Polymeren, erdacht und umgesetzt von Ford-Chemiker Robert Boyer, bestand, zweifelten schon Zeitgenossen an. Sicher ist nur, dass Ford erst 2003 wieder begann, Bioplastik zu verwenden. Auch jenes „Model U“ kam aber über das Konzeptauto-Stadium nicht hinaus.

Da war man in Zwickau bekannterweise schneller. Tatsächlich wurde der Trabant zumindest teilweise aus Biomaterialien hergestellt.

Pappenauto vor Plattenbau: Trabant 601

© dpa

Als das erste Modell 1958 in Produktion ging, bestand die Karosserie bereits aus einem Duro-Plast auf Phenolharzbasis, in dem Baumwollfaserabfälle eingebettet waren. Mehr als drei Millionen Trabis wurden letztendlich bis 1991 gebaut.

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