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Replika der Tiermalereien in der Grotte von Lascaux, die schätzungsweise 15.000 Jahre alt sind.

© imago/alimdi

Heute vor 83 Jahren: Wie Teenager per Zufall die Höhle von Lascaux entdeckten

Im Jahr 1940 entdeckt ein 18-Jähriger per Zufall einen unterirdischen Schatz: die Grotte von Lascaux. Die Höhlenmalereien gehören zu den ältesten Kulturzeugnissen der Menschheit – und könnten sogar einen prähistorischen Kalender zeigen.

Eine Kolumne von David Will

Im September 1940 glaubt Leon Laval zunächst an einen bösen Scherz. Als ihm zwei Jugendliche erzählen, sie hätten eine mysteriöse Höhle in einem Waldstück gefunden, vermutet der Schulleiter, dass man ihm einen Streich spielen will. Doch schließlich lässt er sich breitschlagen, marschiert in den Wald, klettert einen engen Stollen hinab – und kann kaum fassen, was er sieht.

Im Licht seiner Laterne erblickt er Malereien, die – wie wir heute wissen – Jahrzehntausende alt sind, aber den Eindruck erwecken, sie wären erst vor Kurzem entstanden: die Malereien der Grotte von Lascaux.

Ein Achtzehnjähriger hatte die Grotte wenige Tage vorher entdeckt, als sein Hund plötzlich ins Dickicht gestürmt war und ihm ein Loch im Boden gezeigt hatte. Am 12. September 1940, heute vor 83 Jahren, war der Junge zum ersten Mal mit drei Freunden in die Höhle hinabgestiegen, wenig später benachrichtigten sie den Schulleiter Laval, der wiederum Fachleute hinzuzog.

In den folgenden Jahren zählen Archäolog:innen hunderte Tiermalereien, deren Alter sie auf mindestens 15 000 Jahre schätzen. Welchen Zweck die Malereien und die kryptischen Punkte und Striche erfüllten, die neben vielen Malereien vermerkt sind, war lange unklar. Doch vor wenigen Monaten wurde dieses Rätsel möglicherweise gelöst: Einem Team um die Archäologen Bennett Bacon und Paul Pettitt zufolge handelt es sich bei den Malereien womöglich um eine Art prähistorischen Kalender. Demnach könnten die Symbole für Naturzyklen wie die Paarungssaison der abgebildeten Tiere stehen.

Heute sind die Malereien jedoch in akuter Gefahr. Durch die Atemluft der vielen Besucher:innen wurden sie in den Jahren nach ihrer Entdeckung so stark beschädigt, dass die Höhle im Jahr 1963 für den Publikumsverkehr geschlossen wurde. Und als wäre das nicht genug, breitete sich in den 2000er Jahren auch noch ein Schimmelpilz aus, nachdem man in der Höhle eine Klimaanlage installiert hatte, die eigentlich dem Schutz der Malereien dienen sollte.

Die Wissenschaft ist also im Jahr 1940 auf eine Fundgrube gestoßen, aus der sich einiges über das Leben prähistorischer Menschen lernen lässt. Für die Malereien selbst wäre es vielleicht besser gewesen, man hätte sie nie entdeckt.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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