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An den Blutproben von 111 Patient:innen wurden die Immunfunktionen bestimmt.

© Joana Nietfeld

Nach Querschnittslähmung: Im Blut spiegelt sich Immunschwäche wider

Verletzungen des Rückenmarks beeinträchtigen auch das Immunsystem und erhöhen damit das Risiko für Infektionen. Das können Forschende nun schon im Blut erkennen.

Wird das Rückenmark durchtrennt, kommuniziert das Gehirn nicht mehr mit dem Rest des Körpers und die Verletzten sind von Lähmungen betroffen. Weil es auch das autonome Nervensystem im Rückenmark nicht mehr erreicht, haben querschnittsgelähmte Patient:innen ein nur schwaches Immunsystem.

Die Folge können schwere Infektionen sein, etwa eine Blutvergiftung oder eine Lungenentzündung, woran die Verletzten sogar sterben können. Hochgefährdete frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, kann für das Überleben entscheidend sein.

Je höher die Verletzung, desto stärker die Beeinträchtigung

Tatsächlich hängt die Schwere der Immunschwäche von der Schwere der Verletzung ab, wie ein Team von der Charité nun herausfand. Es hatte das Blut von mehr als einhundert akut Verletzten untersucht und dort spezifische Veränderungen entdeckt, die für die Diagnostik hilfreich sein könnten. Je höher die Verletzung entlang der Wirbelsäule liegt, desto größer ist das Risiko, schreiben die Forschenden in der Fachzeitschrift „Brain“: Die Patient:innen mit schweren, neurologisch vollständigen Rückenmarksverletzungen oberhalb der Brustwirbelsäule sind demnach am stärksten gefährdet.

Dies ließ sich auch im Blut ablesen. Dort zirkulieren die weißen Blutkörperchen, die zum Immunsystem gehören. Bei einem bestimmten Typ dieser Zellen kam bei den Betroffenen weniger des Moleküls namens „mHLA-DR“ vor, was zu ihrer Deaktivierung führte. Das ist jedoch ein Problem, da sich aus diesen Zellen später die Fresszellen entwickeln, die Krankheitserreger wie Bakterien jagen und auffressen.

Die Anfälligkeit für schwere Infektionen lässt sich nun zwar anhand des Moleküls vorhersagen. Ob eine Behandlung der Immunschwäche aber tatsächlich zu einer besseren Überlebenschance bei besonders gefährdeten Patient:innen führt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

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