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Der rekonstruierte Megadolon (Otodus megalodon) war 16 Meter lang und wog über 61 Tonnen. Es wird geschätzt, dass die Tiere mit einer Geschwindigkeit von etwa 1,4 Metern pro Sekunde schwimmen konnten.

© J.J.Giraldo

Megalodon in 3D: Urzeit-Hai verschlang große Wale mit wenigen Bissen

Der Megalodon war der größte Hai, der je einen irdischen Ozean durchschwamm. Eine 3D-Rekonstruktion verdeutlicht, wie außergewöhnlich der Gigant war.

Er war 16 Meter lang, wog über 60 Tonnen und konnte sein Maul fast zwei Meter weit aufsperren – als größter je existierender Hai stand der Megalodon zu seinen Lebzeiten an der Spitze der Nahrungskette und verschlang selbst riesige Beutetiere von der Größe eines heutigen Schwertwals mit wenigen Happen.

Das geht aus einer 3D-Rekonstruktion des ausgestorbenen Riesenhais hervor, die auf wenigen Fossilfunden des Skelettes beruht, die von den Giganten erhalten sind. Mit dem Verschwinden des Riesen dürfte sich die Ökologie der Meere und das Leben darin grundlegend verändert haben, schreiben die Forschenden im Fachmagazin „Science Advances“.

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Walspeck als energiereiches Futter

Der Megalodon (Otodus megalodon) tauchte Fossilienfunden zufolge vor etwa 23 Millionen Jahren in den Ozeanen auf und starb vor rund 2,6 Millionen Jahren aus. Vieles über die Merkmale und das Leben der Riesen ist unbekannt, unter anderem deshalb, weil es nur wenige Fossilien gibt: Sein Skelett besteht aus Knorpel, der nicht gut versteinert. Die meisten Informationen über den Hai gehen deshalb auf Funde von seinen riesigen, gut faustgroßen Zähnen zurück.

Für ihr 3D-Modell stützen sich die Forschenden um Jack Cooper von der Swansea University in Großbritannien aber auf Überreste von einigen Wirbeln des Riesenhais, die in den 1860er Jahren entdeckt wurden und in einem Museum in Belgien aufbewahrt werden. Sie scannten die einzelnen Wirbel und rekonstruierten dann digital die vollständige Wirbelsäule. Ein bereits vorhandener 3D-Scan des Megalodon-Gebisses wurde hinzugefügt und schließlich der Körperscan eines Weißen Hais als Vorlage genutzt, um das Skelett mit Fleisch zu ummanteln.

Mit Hilfe des fertigen 3D-Modells errechneten die Forschenden dann zahlreiche Körpermerkmale des Giganten. „Das Gewicht ist eines der wichtigsten Merkmale eines jeden Tieres“, erläutert Mit-Autor John Hutchinson in einer Mitteilung. „Bei ausgestorbenen Tieren können wir die Körpermasse mit modernen digitalen 3D-Modellierungsmethoden schätzen und dann die Beziehung zwischen Masse und anderen biologischen Eigenschaften wie Geschwindigkeit und Energieverbrauch herstellen.“

Die Wissenschaftler errechneten so die ungefähre Länge des Tieres von 16 Metern und das Gewicht von über 61 Tonnen. Sie kalkulierten, dass der Hai täglich etwa 98.000 Kilokalorien benötigte und sein Magen rund 10.000 Liter fassen konnte. Den hohen Kalorienbedarf dürfte er unter anderem über sehr energiereichen Wal-Blubber gedeckt haben, der isolierenden Speckschicht unter der Haut der Meeressäuger, vermuten die Wissenschaftler. Beißspuren von Megalodon seien von fossilen Wal-Knochen bekannt.

Weitere Berechnungen ergaben, dass Megalodon mittelgroße Beutetiere mit einer Körperlänge zwischen drei und sechs Metern mit nur wenigen Bissen verschlungen haben dürfte. Größere Beute mit sieben oder acht Meter Länge könnte er in gut fünf Happen zerteilt gefressen haben. Tiere von der Größe eines heutigen Schwertwals (Orcinus orca, etwa acht Meter lang) hätten das Fassungsvermögen des Magens nicht überschritten und könnten somit zumindest theoretisch komplett verzehrt worden sein. Mit den großen Beutetieren erschloss sich Megalodon eine Nahrungsnische, in der er keine Konkurrenz hatte.

Ein transozeanischer Super-Räuber

Darüber hinaus dürfte eine solche Mahlzeit das Tier für Wochen ernährt haben und ihm damit auch die Gelegenheit gegeben haben, weite Strecken zurückzulegen, ohne sich weiter um Futtersuche kümmern zu müssen. Den Messungen zufolge pflügte Megalodon mit einer durchschnittlichen Schwimmgeschwindigkeit von etwa fünf Stundenkilometern durch die Urmeere. Mit seinen Exkrementen transportierte er wichtige Nährstoffe von einem Ozeanbereich in den anderen, berichten die Wissenschaftler weiter.

„Diese Ergebnisse legen nahe, dass dieser Riesenhai ein transozeanischer Super-Räuber an der Spitze der Nahrungskette war“, sagt Studienleiterin Catalina Pimiento von der Universität Zürich. „Das Aussterben dieses ikonischen Riesenhais hatte wahrscheinlich Auswirkungen auf den globalen Nährstofftransport und befreite große Wale von einem starken Raubdruck.“

Anja Garms - dpa

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