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Die Gedenktafel für Ingo Binsch, als sie noch unversehrt war.

© Johanna Treblin

Initiative „Niemand ist vergessen“: Gedenken zum 21. Todestag von Ingo Binsch

Drei Neonazis hatten den jungen Mann am 5. November 2001 zu Tode geprügelt. Eine Gedenktafel in Berlin-Marzahn war in der Vergangenheit mehrfach zerstört worden.

Von Johanna Treblin

Am 5. November 2001 wurde Ingo Binsch von Neonazis so lange geschlagen, bis sein Herz versagte. Zum 21. Todestag hat eine lokale Gedenkinitiative die mehrfach zerstörte Gedenktafel erneuert und die umliegenden Straßen umbenannt. Auf Fotos der Initiative „Niemand ist vergessen“, die sie auf Twitter gepostet hat, ist ein mit „Ingo-Binsch-Straße“ überklebtes Straßenschild zu sehen.

Ein weiteres Foto zeigt eine Gedenkplatte mit der Inschrift „Im Gedenken an Ingo Binsch, der hier im Kiez, am 5. November 2001, von drei Neonazis misshandelt wurde und an den Folgen verstarb.“

Binsch war von drei Neonazis verprügelt worden. Die drei Täter waren junge Männer, die zuvor bereits mit rechtsextremen Taten aufgefallen waren. Zwei von ihnen waren Halbbrüder, Binsch der neue Freund ihrer Mutter. Er soll einem von ihnen 40 Mark geschuldet haben. Die Brüder beklagten sich außerdem, er trinke bereits am Morgen und schlage die Mutter.

Sie selbst begannen an dem Tag am Nachmittag mit dem gemeinsamen Trinken. Dann gingen sie in die Wohnung der Mutter, in der sich auch Binsch aufhielt. Sie versuchten, ihn zur Rede zu stellen und schlugen dann auf ihn ein, bis die Mutter ankündigte, die Polizei zu rufen. Die jungen Männer flüchteten. Binsch blieb regungslos auf dem Sofa sitzen, wurde schließlich bewusstlos. Der Notarzt stellte schließlich einen Herz-Kreislauf-Stillstand fest.

Binsch wurde als ‘schwaches Opfer’ zum Ziel der Neonazis

Die Initiative „Niemand ist vergessen“ erinnert in Marzahn-Hellersdorf und darüber hinaus an Opfer rechter Gewalt und macht die Tatorte sichtbar. Zu Binsch erklärte ein Mitglied: „Ingo Binsch wurde von den drei neonazistischen Tätern als Alkoholiker stigmatisiert und damit als ’schwaches Opfer‘ zur Zielscheibe ihrer Gewalt. Rassistische und faschistische Gewalt gibt es bis heute, und sie tötet auch bis heute weiter.“

Da nicht bekannt ist, in welchem Hauseingang sich die Wohnung befand, in der Binsch misshandelt wurde (wer die Hausnummer kennt, bitte melden), brachte die Initiative „Niemand ist vergessen“ im vergangenen Jahr eine Tafel auf einem Grünfleck zwischen den Häusern an. Es dauerte nur einen Tag, da war die Platte zerstört. Drei Monate später brachte die Initiative erneut eine Platte an. Wenige Tages später war sie wieder zerstört.

Nach Tagesspiegel- und Zeit-Online-Recherchen wurden seit 1990 mindestens 187 Menschen von extrem Rechten getötet.

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Im neuen Newsletter aus Marzahn-Hellersdorf berichtet Johanna Treblin auch über diese Themen:

  • „Wir stecken mitten in einer Dreifachkrise“: Bezirksbürgermeister Gordon Lemm im Interview
  • Weiter langes Warten auf Sterbeurkunden
  • Freizeitforum soll Dachterrasse bekommen
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  • Wohnen in bisher grünen Innenhöfen? Einladung zum Herbstspaziergang
  • Erneut schwerer Radunfall: 87-Jähriger in Kaulsdorf angefahren
  • Obdachloser attackiert und schwer verletzt 

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