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Die Oberbaumbrücke in Berlin.

© Frank Arlt

Jüngstes Opfer der Berliner Teilung: Kreuzberg bekommt einen Çetin-Mert-Park

Çetin Mert gilt als jüngstes Opfer der Berliner Teilung. Er starb, als er einen Ball aus der Spree an der Oberbaumbrücke holen wollte. Hilfe aus Ost- und West-Berlin kam zu spät. Nun wird ein Park nach dem Jungen benannt.

Er gilt als das jüngste Opfer der Berliner Teilung (1961-1989). Çetin Mert starb an seinem fünften Geburtstag im Jahre 1970, als er seinen Ball aus der Spree an der Oberbaumbrücke holen wollte. DDR-Grenzsoldaten unternahmen nichts, als der West-Berliner Junge ertrank – die Hilfe kam zu spät.

Nun wird in Kreuzberg der Çetin-Mert-Park eröffnet. Eine neu gestaltete Grünfläche an der Skalitzer Straße/ Mariannenstraße wird am Samstag, 11. Mai 2024, in Çetin-Mert-Park umbenannt.

An diesem Tag im Jahre 1970 gehörte die Spree noch zur DDR, zu Ost-Berlin. Passant:innen, die Eltern und die Polizei in West-Berlin versuchten vergeblich, die DDR-Grenzposten zu alarmieren, als der Junge ertrank. Niemand wagte es, ins Wasser zu springen, da das Gewässer scharf bewacht wurde.

Ein Brandmeister am Grenzübergang auf der Westseite der Oberbaumbrücke bemühte sich vergeblich um eine Genehmigung für den Einsatz der Rettungskräfte. Wie später bekannt wurde, beobachteten zwei Grenzposten der DDR, wie der Junge ins Wasser fiel, sie machten sogar Fotos. Ein Grenzsicherungsboot der DDR traf zu spät ein, Taucher bergen den Leichnam.

Zu Zeiten der deutschen Teilung sind in diesem Gebiet spielende Kinder gestorben

Clara Herrmann, Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg erinnert an die Geschichte der Oberbaumbrücke.

Çetin Mert ist das vierte Kind, das innerhalb von drei Jahren unweit der Oberbaumbrücke beim Spielen in der Spree ertrunken ist. Trotz wütender Proteste von Angehörigen und Passant:innen, die sich am Gröbenufer (heute May-Ayim-Ufer) versammelten, wurde die Leiche des kleinen Jungen nicht nach West-Berlin übergeben, sondern ins Gerichtsmedizinische Institut der Charité nach Ost-Berlin gebracht.

„Heutzutage überqueren wir die Oberbaumbrücke wie selbstverständlich“, sagt Bezirksbürger:innenmeisterin Clara Herrmann (Grüne). Die Brücke verbindet die Ortsteile Kreuzberg und Friedrichshain. „Zu Zeiten der deutschen Teilung sind in diesem Gebiet spielende Kinder gestorben“, so Herrmann weiter.

„An eines dieser tragischen Schicksale erinnern wir in diesem Park. Wir schaffen mit dessen Benennung ein würdiges Gedenken an Çetin Mert, der als Kreuzberger Kind ertrunken ist, weil ihn im Grenzgebiet zwischen West-Berlin und der DDR niemand retten konnte.“

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