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Berlin: Die Wähler in Ost und West gehen aufeinander zu

Mit den Verlusten der PDS gleicht sich das Abstimmungsverhalten in beiden Stadthälften an – im Osten Berlins zugunsten der SPD / Analysen zu Wählerbewegungen

Nun wächst also wirklich zusammen, was zusammengehört. Willy Brandt wäre mit dem Wahlergebnis vermutlich hochzufrieden – scheint sich doch seine vom Pathos der Stunde diktierte, von manchem als etwas verfrüht empfundene Prognose nun endlich auch auf den Stimmzetteln, den Willensbekundungen des Volkes, zu bewahrheiten. Nein, die Schwelle zwischen Ost und West ist noch lange nicht glattgebügelt, aber die Wahlergebnisse stimmen hier doch optimistisch: Die Unterschiede im Wählerwillen hüben und drüben schwinden, gerade in der Hauptstadt Berlin. Der Vize-Wahlleiter Horst Schmollinger spricht von einer „sanften Annäherung“ im Wahlverhalten der beiden Stadthälften. Als Index diente die Addition der Abweichung aller Parteien im Ost-West-Vergleich, der dieses Jahr bei 53,3 Prozent lag. 1998 waren es 59,1 Prozent.

Mehr noch, die Hauptstadt verdient gerade am Wahlabend diesen n, erwiesen sich doch, wie der Landeswahlleiter bilanziert, gerade die Wählerbewegungen im Osttteil der Stadt für den Wahlausgang und für das Zustandekommen des Bundesergebnisses als entscheidend. „Die PDS hat die Wahl in Berlin verloren, und die Ost-Berliner haben zu einem Teil dazu beigetragen, dass die SPD die Mehrheit behaupten konnte“, sagte Schmollinger am Montag. Die PDS büßte in der Stadt zwei ihrer vier Direktmandate ein und musste zudem deutliche Einbußen bei den Zweitstimmen in den Ost-Bezirekn hinnehmen. Der „überproportionale Zuwachs“ der SPD in den östlichen Bezirken hat hingegen die Verluste der Sozialdemokraten im Westteil abgemildert und so einen bedeutenden Teil dazu beigetragen, dass Rot-Grün sich auf Bundesebene knapp behaupten konnte.

Das Nachsehen hatte in diesem Zusammenhang die CDU. Deren „besonders schwaches Abschneiden“ hat Schmollinger zufolge die Erfolge der Christdemokraten im übrigen Bundesgebiet „gedämpft“. Bei FDP und Grünen hätten die durchaus vorhandenen Unterschiede zwischen Ost und West hingegen keine bestimmende Rolle für das Gesamtresultat gespielt. SPD und Grüne profitierten zudem vom taktischen Verhalten der Wähler, die zunehmend nicht mehr alles auf eine Karte setzen, sondern wohlüberlegt Direktkandidaten und Partei separat mit ihren Kreuzen bedenken. Zwei Fliegen mit einer Klappe – den Kandidaten hier, die Partei da, das hat dem Grünen Ströbele und dem Roten Benneter viel Freude bereitet.ac/lvt

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