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Berlin: Dolch und Schwert im Schaufenster - Stichwaffen sind überall zu kaufen

Das Weihnachtsgeschäft muss gut gelaufen sein. H.

Das Weihnachtsgeschäft muss gut gelaufen sein. H.- P. Marten - Waffen, Munition, Geschenke - ist gerade im Urlaub. Ebenso sein Kollege von Waffen-Schuster in der Reinickendorfer Straße, geprüfter Messerschmiedemeister. Immerhin lassen sich im Schaufenster neonblaue Dartpfeile bewundern, silbernglänzende Handschellen und Klappmesser mit Haifischzähnen. Hinter einem unschuldigen Nussknacker grinst eine Kobra. Sie gehört zu "Gobra", der Steinschleuder im ergonomischen Revolver-Design. Innensenator Eckart Werthebach kann an solchen Auslagen wenig Gefallen finden. Der CDU-Politiker will Springmesser, Butterfly- und Faustmesser sowie Wurfsterne bundesweit verbieten lassen.

Solche Waffen seien unnütz und überflüssig, heißt es in der der Innenverwaltung. Für Schreckschuss, Reizstoff- und Signalpistolen soll künftig ein "kleiner Waffenschein" erforderlich sein. Der Besitzer muss nachweisen, dass er mit einer solchen Waffe umgehen kann und einen plausiblen Grund angeben, wozu er sie braucht. Bayern hat eine entsprechende Bundesratsinitiative gestartet, der sich Berlin nach Meinung von Werthebach anschließen sollte.

Von Samurai-Schwertern ist in dieser Initiative nicht die Rede, obwohl man davon ausgehen kann, dass sie weder zum Petersiliehacken noch Rasenkantenstechen geeignet sind. "Das sind Sammlerstücke", erklärt die Verkäuferin bei R. Kurowski - Sport- und Abwehrwaffen. Zum Sortiment des Ladens in der Prinzenallee in Wedding gehören auch Nagelscheren, Besteck-Garnituren und Pistolen, Typ Walther PPK. Die Samuraischwerter mit "hochwertig gehärteter Stahlklinge", reich verzierten Griffen und dazu gehörender, Furcht erregender Kopf-Bedeckung sind aber eindeutig der optische Aufhänger der Schaufensterdekoration. Das "Shogun-Luxus-Tachi", das "Schwert der japanischen Fürsten und Könige", würde für rund 300 Mark den Besitzer wechseln. Im Vergleich dazu sind die Butterfly-Messer mit 13 Mark ausnehmend preiswert. Diese einfach konstruierten Taschenmesser würden immer noch gerne genommen, erzählt die überaus friedlich wirkende Dame hinterm Tresen, auch wenn die große Schmetterlings-Welle inzwischen abgeebbt sei. "Das ist was zum Angeben". Butterfly-Messer haben einen Schaft aus zwei beweglichen Flügeln, die sich um die Klinge herum legen lassen. Springmesser klappen dagegen bei Knopfdruck explosionsartig auf.

Und wozu benutzt man die? Solche Fragen gehören offenbar nicht ins Waffengeschäft. "Wees ick nich. Dat müssen Sie wissen." Ein Herr, offenbar der Ladenbesitzer, mischt sich ein. Er beruhigt sich erst, als ich für vier Mark einen Hochglanz-Katalog kaufe. Da sind wieder schöne Samuraischwerter drin und sogar richtige japanische Lanzen, fast zwei Meter lang, für 319 Mark. Und europäische Ritterschwerter namens Lancelot und Robin Hood.

Um die 300 Mark kostet auch ein Messerblock bei Karstadt. Zum Beispiel das 20 Zentimeter spitz zulaufende Schinkenmesser für 81 Mark oder das handliche "Spickmesser" für 48 Mark. Zum Fleischaufspießen ist auch der Zweizack geeignet, garantiert rostfrei. Das kleine Hackebeil fällt einem fast aus der Hand, so schwer ist es. An Kinder und Jugendliche würde sowas nicht verkauft, erklärt die Verkäuferin bestimmt.

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