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Von der Polizei herausgegebene Aufnahmen zeigen in Dresden gestohlene Juwelen.

© Jürgen Karpinski/Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden/dpa

Update

Einbruch in Grünes Gewölbe in Dresden 2019: Justizdeal mit Remmo-Clan – großer Teil der Beute in Berlin sichergestellt

Rund drei Jahre nach dem Einbruch in das Grüne Gewölbe waren die Ermittler erfolgreich. 31 Einzelteile sind in der Nacht zu Samstag in Berlin sichergestellt worden.

| Update:

Mitglieder des Berliner Remmo-Clans haben offenbar nach einem Deal mit der Justiz große Teile des aus dem Grünen Gewölbe gestohlenen Sachsen-Geschmeides herausgeben lassen. Sächsische Ermittler haben in der Nacht zu Sonnabend einen großen Teil des Diebesgutes, das bei dem spektakulären Einbruch in das Dresdener Residenzschloss vor drei Jahren entwendet worden war, in Berlin sichergestellt. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei Dresden mit.

Dabei soll es sich um 31 Einzelteile, darunter mehrere vollständig erscheinende Stücke wie den Hutschmuck (Reiherstutz) und den Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur handeln. Nicht gefunden worden seien die bei dem Diebstahl beschädigte Epaulette mit dem „Sächsischen Weißen“ und die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste.

Wie „Spiegel TV“ berichtet, soll die Übergabe des Sachsen-Geschmeides in einer Rechtsanwaltskanzlei im Westen der Stadt durchgeführt worden sein. Demnach lief der Deal über die Anwälte eines der sechs Angeklagten, die sich derzeit vor dem Landgericht Dresden wegen des Diebstahls verantworten müssen. Der 29-Jährige Clanspross hatte bereits im März vor Gericht zugegeben, sich an der Vorbereitung des Einbruchs beteiligt zu haben. Über seine Anwälte soll nun die Herausgabe des Schatzes gelaufen sein.

Offiziell sprach die Staatsanwaltschaft Dresden am Sonnabend von Sondierungsgesprächen im Vorfeld mit den Anwälten der mutmaßlichen Einbrecher. Dabei sei es um „eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke“ gegangen. „Alles Weitere muss dem weiteren Gang der Hauptverhandlung vorbehalten bleiben“, daher seien zunächst keine zusätzlichen Auskünfte möglich. Seit Anfang des Jahres läuft der Prozess gegen die sechs Clan-Männer aus der berüchtigten arabischstämmigen Berliner Großfamilie Remmo. Am Dienstag wird er fortgesetzt. Wegen des Justizdeals dürften dann Erklärungen der Angeklagten zu erwarten sein.

Mitglieder des Berliner Remmo-Clans angeklagt

Die Männer im Alter zwischen 23 und 29 Jahren sind wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Immer wieder werden junge Mitglieder des Clans mit schweren Straftaten in Verbindung gebracht – neben Drogen- und Gewaltdelikten auch Überfälle auf Geldtransporter, Einbrüche in Banken oder auch in Museen. Der Diebstahl der Goldmünze Big Maple Leaf aus dem Berliner Bode-Museum 2017 geht ebenfalls auf das Konto zweier Remmo-Cousins.

Die nun gefundenen Teile des Sachsen-Geschmeides seien „unter Absicherung durch Spezialkräfte der Polizei nach Dresden überführt“ worden, teilten die Behörden mit. Nun werden sie kriminaltechnisch untersucht und im Anschluss durch Spezialisten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) auf ihre Echtheit und Vollständigkeit hin überprüft. Das werde einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte SKD-Sprecher Holger Liebs am Sonntag. Man müsse nun schauen, ob eventuell Schmuckstücke zerschlagen oder zerbrochen worden sind.

Die Berliner Polizei wurde bei der Nachtaktion wie schon bei früheren Razzien von Ermittlern aus anderen Bundesländer in Berlin nicht eingebunden, offenbar um die Pläne nicht zu gefährden.

Am frühen Morgen des 25. November 2019 sollen die Männer aus dem Grünen Gewölbe 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro gestohlen und insgesamt Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro hinterlassen haben.

Die Täter schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen die Juwelen heraus. Ein Fluchtauto setzten sie in einer Tiefgarage in Brand und gefährdeten damit Menschen in darüber liegenden Wohnungen. 

Generaldirektorin Marion Ackermann: „Ein Weihnachtswunder“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat Polizei und Justiz nach dem Fund eines Großteils der Beute für ihre „erstklassige Arbeit“ gedankt. „Die wertvollen Kunstwerke aus dem Grünen Gewölbe gehören zum kulturellen Erbe unseres Landes. Nur durch die entschlossene und professionelle Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft konnten die Täter ermittelt, festgesetzt und das Verbrechen aufgeklärt werden“, sagte der CDU-Politiker.

Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) lobte die Ermittler. „Nun bleibt abzuwarten, was die Gutachter bei der Sichtung der Stücke feststellen und in welchem Zustand diese sich befinden“, so Klepsch. Sie sei hoffnungsvoll, dass sich die entstandene „Wunde“ im Historischen Grünen Gewölbe nun bald schließen werde. „Das zeigt, dass es sich auch drei Jahre nach diesem schmerzhaften Einbruch lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben und alle sich bietenden Spuren zu verfolgen.“

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und ihre Generaldirektorin Marion Ackermann zeigten sich erleichtert und dankten den Ermittlern. Sie selbst habe die letzten drei Jahre „tief daran geglaubt“, dass die gestohlenen Juwelen wieder auftauchen. Es habe auch keine Hinweise darauf gegeben, dass Teile davon schon aufgetaucht oder verkauft worden seien.

Auch die Analyse anderer Kunstdiebstähle habe Gewissheit einer Rückkehr der Stücke gebracht. Doch wenn man so eine wundervolle Nachricht am Tag vor dem vierten Advent bekomme, dann glaube man an ein „Weihnachtswunder“: „Es ist unglaublich toll.“ Sie habe in den Straßen von Dresden erlebt, dass sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. (mit dpa)

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