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Schöneberger Schilderwechsel. Der Kaiser-Wilhelm-Platz soll nach dem einstigen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker benannt werden.

© Foto und Montage: Bertram von Boxberg.

Kaiser-Wilhelm-Platz wird zum Richard-von-Weizsäcker-Platz: Frauen wurden bei der Umbenennungs-Debatte nicht berücksichtigt

Der erste Deutsche Kaiser soll dem früheren Bundespräsidenten und Regierenden Bürgermeister, Richard von Weizsäcker, weichen. Die SPD ist vehement dagegen.

Der Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg soll künftig den Namen des früheren Bundespräsidenten und Berliner Regierenden Bürgermeisters, Richard von Weizsäcker, tragen. Nach einer heftigen Debatte hat die Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg am Mittwochabend die Umbenennung aufgrund eines Antrags von Grünen, CDU und FDP mit den Stimmen der drei Fraktionen beschlossen. Vor allem die Sozialdemokraten sprachen sich vehement dagegen aus.

Die Initiative, den CDU-Politiker gerade dort im Straßenbild zu ehren, kam von den Grünen. Die CDU hatte zunächst vorgeschlagen, den Saal im Rathaus Schöneberg, der die Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ über jüdische Schicksale im Bezirk beherbergt, nach von Weizsäcker zu benennen. Die Union wie auch die FDP konnte sich mit der Grünen-Initiative anfreunden.

Gleichzeitig beantragten sie, den Ausstellungssaal nach dem Jazz-Musiker Coco Schumann zu benennen, der das Konzentrationslager Auschwitz überlebte und dessen Biografie in der Ausstellung zu lesen ist. Auch dies wurde beschlossen – ebenfalls gegen die Stimmen der Sozialdemokraten.

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Vor allem drei Rednerinnen der SPD übten Kritik und äußerten ihre Empörung darüber, dass nur Männer und keine Frauen mit den Benennungen geehrt würden. Dabei müssten Frauen im Straßenbild sichtbarer werden. „Ich finde es beschämend, was Sie hier tun“, sagte Fraktionschefin Marijke Höppner. Man rede nur über weiße Männer. Ihre Fraktionskollegin Martina Sommerfeld sagte, dass in Berlin rund 3000 Straßen nach Männern und nur 500 nach weiblichen Persönlichkeiten oder Vornamen benannt seien.

Ein „gesellschaftspolitisch prähistorisches“ Ergebnis

Höppner nannte das Ergebnis anschließend auf Twitter „gesellschaftspolitisch prähistorisch“. In der Tat gibt es eine Verwaltungsvorschrift, nach der Frauen verstärkt Berücksichtigung finden sollen. Dies gilt nicht bei Namen von gesamt- oder hauptstädtischem Interesse. Der Grünen-Verordnete Bertram von Boxberg hatte darauf verwiesen, dass Richard von Weizsäcker als erster Bundespräsident des vereinten Deutschlands identitätsstiftend gewirkt habe und eine Persönlichkeit von deutschlandweiter Bedeutung gewesen sei.

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Der Generalsekretär des CDU-Landesverbandes, Stefan Evers, zeigte sich am Donnerstag erfreut über den Vorstoß der Parteifreunde in Tempelhof-Schöneberg. Er verwies jedoch auch darauf, dass die Berliner CDU bereits vor einigen Jahren angeregt habe, den noch namenlosen Platz vor dem Roten Rathaus nach von Weizsäcker zu benennen. „Aber das wird ja noch etliche Jahre dauern, bis der Platz fertig ist“, sagte Evers.

Vor gut zwei Jahren waren es übrigens die Sozialdemokraten in Tempelhof-Schöneberg, die einen Mann aus ihren Reihen mit der Benennung eines Saales ehren wollten: nämlich Alfred Gleitze, einst Schöneberger Bezirksbürgermeister und Vater der heutigen Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler. Dafür fand sich jedoch unter den Bezirksverordneten keine Mehrheit, wie selbst der SPD-Verordnete Jan Rauchfuß in der Debatte konstatieren musste.

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