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Beamte im Dienst -ihre Einheit ist betroffen von den giftigen Schadstoffen.

© Kai-Uwe Heinrich

Gefährliches Parkett in Berlin: Giftige Schadstoffe in Polizeiunterkunft – ein Fall für den Staatsanwalt

In einer Unterkunft für Hundertschaften der Polizei wurden giftige Schadstoffe festgestellt. Abhilfe kam nicht. Der Personalrat hat nun Strafantrag gestellt.

Ausfallende Heizungen, herabfallener Putz, ein Fäkaliensee im Keller – der desaströse Zustand der Gebäude der Berliner Polizei ist fast legendär. Der Sanierungsbedarf wird auf 1,1 Milliarden Euro beziffert. Nun ist wegen Schadstoffbelastung in Unterkünften von Bereitschaftspolizisten sogar die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden.

Grund sind die Zustände in den Räumen der Direktion Einsatz am Standort Schulzendorf im Norden der Stadt. Dort waren in der Unterkunft der Einsatzhundertschaften Schadstoffe festgestellt, genauer polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Diese Schadstoffe treten in Klebstoffen für Parkettböden – wie in der Polizeiunterkunft – und Dichtungsanstrichen auf. Zahlreiche PAK sind krebserregend, können das Erbgut verändern und die Zeugungsfähigkeit gefährden, einige sind giftig und können sich im menschlichen Körper anreichern.

Obwohl nach Aussage des Personalrats der Direktion alle Räume saniert werden sollten, sei nur ein betroffener Raum 2019 erneuert worden. Dazu sei auf das vorhandene Parkett ein Fußboden aufgebracht worden. Damit sollte der alte Fußboden luftdicht versiegelt und der Austritt von PAK-Schadstoffen verhindert werden.

Die maroden Immobilien der Polizei Berlin

Als Experten für Arbeitssicherheit der Polizei erneut Messungen in diesem Referenzraum vornahmen, stellten sie wieder Schadstoffe fest – trotz Sanierung. Demnach sind sogar noch mehr Schadstoffe festgestellt worden als zuvor.

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Die Arbeitsschützer der Polizei sehen dringenden Handlungsbedarf, wie es in einer Stellungnahme heißt. Auch nach dem Einbau des neuen Fußbodens sei „ein Anstieg der Parameter des PAK-haltigen Parkettklebers festgestellt worden“. Schon aus Vorsorge sei eine „deutliche Unterschreitung des Richtwertes anzustreben“.

GdP kritisiert: "Kollegen sind keine Versuchsobjekte"

Bis dahin dürften keine Schwangeren, chronisch Erkrankten oder Beamte mit schwachem Immunsystem in den Raum. Für gesunde Beamte wurde die Gesundheitsgefährdung als unwahrscheinlich eingestuft, konnte aber bei empfindlichen Personen nicht ausgeschlossen werden.

Giftige Schadstoffe gasen aus dem Parkettboden bei der Polizei aus.

© Tsp

Der Personalrat hatte Ende Januar gefordert, dass alle mit PAK-Schadstoffen belasteten Räume geschlossen werden müssten. Doch dies sei nicht geschehen. Deshalb stellte der Personalrat nun Strafantrag gegen Unbekannt. In Frage kämen die Direktionsleitung, der Arbeitsschutz, die Behördenführung und Berlins Immobiliendienstleister (BIM).

"Alle belasteten Räume schließen"

„Der bisherige Umgang mit der Thematik ist katastrophal“, sagt der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Norbert Cioma. „Unsere Kollegen sind keine Versuchsobjekte.“

Der Personalrat sei mit dem Problem seit mehr als einem Jahr befasst, auch die GdP habe Zusagen erhalten, sagte der GdP-Landeschef. „Dass man trotz festgestellter Gesundheitsrisiken nicht wirklich tätig wird, ist ein Armutszeugnis“, sagte Cioma.

Arbeitsschutz, Direktionsleitung und die BIM müssten alle belasteten Räume am Standort in Reinickendorf schließen.

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