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Von Tag zu Tag: Hochstapler

Stefan Jacobs überlegt, wie er das ultimative Ostergeschenk versteckt.

Was schenkt man zu Ostern? Etwas für draußen, schließlich ist Frühling. Da Pflanzen wetterbedingt leider ausfallen (bis auf Nadelbäume, aber die gab’s schon zu Weihnachten), muss etwas Zeitloses her. Das gibt’s diesmal nicht bei Obi, sondern bei Ebay: Ein Köpenicker verkauft einen Original-DDR-Grenzwachturm für 3000 Euro. Er ist gebraucht („Artikel wurde bereits benutzt“) und ohne Grundstück, aber ein 2,4 mal 2,4 Meter großes Plätzchen findet sich im kleinsten Schrebergarten. Ein Balkon kommt nur eingeschränkt infrage, denn das Schmuckstück ist 14 Meter hoch und relativ schwer. Dass es aus zehn einzelnen Segmenten besteht, erleichtert die obligatorische Selbstabholung aus dem Umland. Es gibt sicher großes Hallo, wenn man mit dem Ding in den S-Bahn-Kurzzug steigt und die Massen bittet, die Klappsitze im Gepäckabteil freizumachen. Die Frage, wozu man einen Wachturm braucht, relativiert sich angesichts der Objekte, für die sich die Kunden laut Ebay noch interessieren: Rattenfilet, Rubberfetisch, Gummipuppen. In dieser Gesellschaft ist der Wachturm unschlagbar praktisch. Wie man ihn versteckt (Ostern!), dürfte der Verkäufer wissen. Er war in der DDR Grenzer.

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