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Berlin: Moscheebau in Charlottenburg gescheitert

Gelände wurde an anderen Interessenten verkauft Grüne werfen CDU „Verzögerungstaktik“ vor

Von Sabine Beikler

Die Pläne des muslimischen Vereins Inssan, nahe des Charlottenburger Mierendorffplatzes ein Moschee- und Kulturzentrum zu bauen, sind gescheitert. Die Beiersdorf AG – Eigentümerin des Geländes an der Keplerstraße – hat nach baurechtlichen Bedenken das Gelände jetzt an einen anderen Interessenten verkauft. „Das ist ein herber Rückschlag für die muslimische Gemeinschaft“, sagte Inssan-Vorstand Imram Sagir.

Die Charlottenburger Grünen-Fraktionschefin Sibylle Centgraf wirft Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) nun vor, durch seine „Verzögerungstaktik“ sei das Bauvorhaben gescheitert. „Es ist schon erstaunlich, dass die Bauverwaltung acht Monate braucht, um baurechtliche Probleme zu entdecken“, sagte der Charlottenburg-Wilmersdorfer SPD–Kreischef Christian Gaebler. Klaus-Dieter Gröhler war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Nachdem Inssan mit seinem Moscheebau in Neukölln gescheitert war, begannen Anfang 2007 Gespräche zwischen Inssan und dem Charlottenburger Bezirksamt. Mitte August reichte Inssan eine Bauvoranfrage ein. Der 50 Mitglieder zählende Verein wollte auf 4800 Quadratmetern Nutzfläche Gebetsräume für 700 Muslime errichten, dazu Versammlungsräume, eine Kita, Geschäfte und ein Restaurant. Im Oktober reichte Inssan ein Verkehrsgutachten ein. Obwohl die CDU den einstimmig gefassten Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung mitgetragen hatte, das Bauvorhaben zu realisieren, teilte Gröhler dem Verein vor drei Wochen mit, dass er keinen Bauvorbescheid erteilen könne. Räume zur religiösen oder sozialen Nutzung seien im Bebauungsplan für das Gewerbegebiet nicht vorgesehen. Vergangenen Donnerstag sprachen sich alle Fraktionen außer der CDU dafür aus, den Bebauungsplan zu ändern: Aus dem Industriegebiet sollte ein „Sondergebiet“ werden, in dem das Projekt zulässig gewesen wäre.

Gegen Inssan hatte sich eine Bürgerinitiative formiert, die Verbindungen des Vereins zur Muslimbruderschaft recherchiert hat. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hatte aber gegen den Verein nichts einzuwenden. Obwohl der Verein Verbindungen zur Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) habe, die vom Verfassungsschutz als Hort der radikalislamischen Muslimbruderschaft eingeschätzt wird, sei Inssan selbst dialogfähig und nicht gewaltbereit.

„Ich hoffe, dass der Verein jetzt adäquate Möglichkeiten findet, sein Vorhaben zu verwirklichen“, sagte Körting gestern. Von Inssan-Vorstand Sagir war zu hören, der Verein wisse jetzt noch nicht, wie er weitermachen wolle.

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