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Berlin: Polizei verschärft Verkehrskontrollen, appelliert aber auch an die Vernunft der Teilnehmer

Raserei war im vergangenen Jahr die Hauptunfallursache in Berlin. Bei den Unfällen mit Toten oder Schwerverletzten war zu hohes Tempo "fast immer zumindest eine zusätzliche Ursache", heißt es in einer Bilanz der Polizei, die gestern vorgestellt wurde.

Raserei war im vergangenen Jahr die Hauptunfallursache in Berlin. Bei den Unfällen mit Toten oder Schwerverletzten war zu hohes Tempo "fast immer zumindest eine zusätzliche Ursache", heißt es in einer Bilanz der Polizei, die gestern vorgestellt wurde. Wie gestern schon berichtet, kamen 1999 erstmals seit Jahrzehnten wieder mehr Menschen ums Leben als im Vorjahr (85).

In der Regel passierten die Unfälle in der Hektik auf dem Weg nach Hause oder zum Arbeitsplatz, sagte Polizeidirektor Wolfgang Klang gestern bei der Vorstellung der Unfallbilanz 1999. "Fahren Sie fünf Minuten früher los", bat Klang - "und rechnen Sie immer mit Fehlern anderer". Doch die Polizei setzt nicht nur auf Appelle. Stärker als bisher sollen der Verkehr überwacht und Sünder zur Raison gebracht werden. Klang plädierte für eine Nachschulung aller Führerscheinbesitzer. "Wer seit 30 Jahren Auto fährt, an dem sind 24 Änderungen der Straßenverkehrsordnung vorbei gegangen." Nur Verkehrssünder noch einmal in die Fahrschule zu schicken, sei nicht ausreichend.

In der Bilanz fällt auf, dass die Zahl der getöteten Senioren von 20 auf 29 stieg. Fast jeder zweite der 103 Verkehrstoten war als Passant unterwegs. Erschreckend viele - nämlich 35 - der 48 getöteten Fußgänger verursachten den Unfall zumindest teilweise selbst; zehn waren allein schuld. "Sieben Menschen schieden bei rotem Ampel-Licht aus dem Leben", sagte Klang, mehr als im Vorjahr. In 31 Fälle waren zu schnelle Fahrzeuge verwickelt. Zwölf Fußgänger standen unter Alkohol oder Drogen.

Die Zahl der getöteten Zweiradfahrer (Roller, Mopeds und schwere Motorräder) steig von 9 auf 20. Einen Hauptgrund vermag die Polizei nicht zu sagen, allerdings haben 8 der 20 Fahrer durch zu hohes Tempo zu dem Unfall beigetragen. Durch das gute Wetter seien 1999 auch mehr Zweiräder unterwegs gewesen.

Dieses Argument würde aber auch auf Radfahrer zutreffen. In dieser Gruppe jedoch gibt es die einzige positive Nachricht in der Unfallbilanz. Nach 18 im Vorjahr kamen 1999 nur noch 13 Radler ums Leben.

Radfahrer könnten sich 1999 besser verhalten haben, Fußgänger dagegen verkehrswidriger. 51 Prozent der Radfahrer haben den Unfall selbst (oder mit-)verschuldet, im Vorjahr waren es deutlich mehr. "Radler sind sensibler geworden", sagte Klang.

Das jüngste Opfer war ein einjähriges Mädchen, das älteste Opfer war 91. Wie 1998 starben sechs Kinder unter 14 Jahren. Zwei der im vergangenen Jahr getöteten Fußgänger sind bis heute nicht identifiziert.

In diesem Jahr gab es bislang fünf Tote.

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