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Partygänger: Montags Bar

Wenn etwas nicht für immer ist, macht es das noch viel interessanter. Das gilt auch für den Clubabend in der Temporären Kunsthalle. Immer nur am Montagabend und das auch nur bis zum nächsten Sommer.

Einen der scheußlichsten Tage der Woche in der Kunsthalle enden zu lassen, ist keine schlechte Idee. Zumal man direkt nach der Arbeit dorthin gehen kann. Gerade erst hat es gedämmert, der Schlossplatz ist leergefegt, kein Palast der Republik mehr im Weg und noch kein Stadtschloss in Sicht. Stattdessen steht rechts der blaue Riesencontainer der Temporären Kunsthalle. Diesmal geht man einmal drum herum und von hinten über die Holzplanken, direkt ins Restaurant Friedrichs.

Die Wände sind so hoch wie in der Ausstellungshalle und eigentlich in einem fürchterlichen Orange gestrichen. Doch das Licht der zwei Lampen, die wie umgedrehte Riesenzelte von der Decke hängen, mildert die Farbe etwas und hellt, so gut es eben geht, auch die schwarzen Tische und Stühle auf, die wie in einer Kantine im Raum und an den Seiten entlang gereiht stehen.

In einer Ecke steht ein Tisch mit dem DJ-Pult, alles wirkt angenehm zufällig, obwohl es das gar nicht ist. Der Montag ist Konzept. Seit der Eröffnung gehört dieser Abend einem Künstler. Als DJ am Plattenteller, mit Live-Musik oder Screenings an der Wand. Jeder, wie er will. Carte Blanche für einen Abend.

Heute steht der isländische Künstler Egill Sæbjörnsson mit seiner Gitarre hinter dem Mikrofon und singt ganz bezaubernd. Er lebt seit zehn Jahren in Berlin, hat sein Atelier im Künstlerhaus Bethanien, macht unter anderem Sound- und Videoinstallationen – und heute seine eigene Musik. Die Stücke sind von seiner neuen Platte, die es noch nicht gibt, aber bald. Die Leute klatschen begeistert und bringen sich gegenseitig noch ein Bier von der Bar mit. Da hier jeder mit jedem befreundet ist, dauert das manchmal ziemlich lange.

Alle sprechen Isländisch. Sie tragen Parka, dazu Bärte im Gesicht und sehen irgendwie wetterfest aus. Und kein bisschen müde für einen Montagabend.

Isländer seien eben tatkräftige Leute, meint eine junge Frau, Island-Fan. Sie hätten von allem zwei: zwei Frauen, zwei Hobbys, zwei Berufe. Wie schaffen die das denn, will einer wissen. „Sie schlafen nicht bis zwölf und beginnen dann ein Projekt. Sie haben gleich zwei an einem Tag.“ Der Berliner Künstler ist schockiert,schweigt, holt sich noch ein Bier.

Und feiern können die Isländer auch. Irgendwann werden die Stühle beiseite- geschoben, ein paar Leute beginnen zu tanzen, und alle vergessen den Dienstag. Jedenfalls temporär.

Montags Bar in der Temporären Kunsthalle auf dem Schlossplatz (Montag, 6. April, 20 Uhr: „Into the Groovey“, die niederländischen Künstler Hadassah Emmerich und Marc Bijl legen auf; die portugiesische Künstlerin Adriana Moder spielt zusammen mit Thibaut de Ruyter, Kunst- und Architekturkritiker von „Alles & Nichts“.)

Johanna Lühr

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