zum Hauptinhalt
Ein Betonmisch-Fahrzeug steht an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf, wo eine Radfahrerin bei dem Verkehrsunfall mit einem Lastwagen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Verletzte sei unter dem Betonmischer eingeklemmt worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Auch der Lkw-Fahrer wurde bei dem Unfall verletzt. Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr sind nach Angaben eines Sprechers wegen Protesten von Klimademonstranten zudem verspätet am Unfallort eingetroffen. +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa / Paul Zinken

Update

Unfall mit toter Radfahrerin in Berlin: Angeklagter gesteht Messerattacke auf Betonmischer-Fahrer

Nachdem ein Betonmischer eine Radfahrerin erfasst hatte, griff ein obdachloser Mann den Fahrer an. Vor Gericht gestand der Beschuldigte.

Von seinem Schlafplatz aus hörte Alexander B. den Zusammenstoß und dann Schreie. Eine Radfahrerin war von einem Betonmischer erfasst, überrollt und tödlich verletzt worden. Er sah den Lkw-Fahrer, der aus dem Wagen ausgestiegen war. „Ich wollte ihn stechen, ich dachte, er hätte es mit Absicht gemacht“, gestand der 48-jährige B. am Dienstag vor dem Landgericht. Die Staatsanwaltschaft strebt seine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Der Unfall am 31. Oktober vorigen Jahres auf der Bundesallee hatte für bundesweites Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Denn ein Spezialfahrzeug, das helfen sollte, die Verletzte unter dem Betonmischer zu befreien, stand nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau auf der Stadtautobahn, der durch eine Aktion der Klima-Protestgruppe „Letzte Generation“ ausgelöst worden war. Ob die Frau, die später im Krankenhaus starb, ohne Verzögerungen hätte gerettet werden können, ist nicht klar. Es laufen Ermittlungen, hieß es nun am Rande.

Im Prozess gegen Alexander B. geht es um den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung. Der seit Jahren obdachlose Mann war laut Ermittlungen um 8.31 Uhr auf die Straße gelaufen. In einer Hand hatte er ein Klappmesser, schilderte der Staatsanwalt. B. habe dem Fahrer grundlos „in die linke Brust auf Höhe des Herzens“ gestochen.

Der 64 Jahre alte Lkw-Fahrer saß nun als Zeuge und Nebenkläger mit im Gerichtssaal. Gegen Viktor Z. wird im Zusammenhang mit dem tödlichen Unfall ein Ermittlungsverfahren geführt. Deshalb wurde er im jetzigen Prozess lediglich zu der Messerattacke befragt.

„Ich war ausgestiegen, begann um das Fahrzeug herumzugehen, da sah ich aus dem Augenwinkel einen Mann schnell auf mich zukommen“, schilderte der Lkw-Fahrer. Er habe einen Schlag verspürt. Der Angreifer – schwarz gekleidet, die Kapuze über den Kopf gezogen – sei dann weggelaufen. „Ich merkte Schmerzen, hob den Pullover und sah Blut.“ Ärzte sagten später, er habe großes Glück im Unglück gehabt. „Immer wieder frage ich mich, warum er das gemacht hat.“

Eine schlüssige Antwort kann Alexander B. nicht geben. Seit dem Geschehen befindet er sich im sogenannten Maßregelvollzug. Er soll an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt sein. Nach einem vorläufigen Gutachten sei nicht auszuschließen, dass er zur Tatzeit nicht schuldfähig war.

Von wirren Vorstellungen berichtete B. nun – als „Samenraub“-Opfer sieht er sich. Als er den Unfall bemerkte, habe er gerade gefrühstückt – „Brot und Nougatcreme“. Der Prozess geht am Mittwoch weiter.

Sie wollen mehr aus Berlins Bezirken lesen? Gern. Unsere Bezirksnewsletter vom Tagesspiegel kommen schon auf über 275.000 Abos. Darin bündeln wir Bezirksnachrichten, Kiez-Debatten, nennen Tipps und Termine - hier kostenlos, einmal pro Woche und für jeden Bezirk unter tagesspiegel.de/bezirke. Wir freuen uns auf Sie!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false