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Noch nicht auf der Welt und schon im Web - Digital Natives auf dem Weg ins Leben

© picture alliance / dpa

MEDIA Lab: Alles andere als kopflos

Marlis Prinzing wünscht sich dringend die Abkehr vom Mythos der "Digital Natives"

In die digitale Welt hineingeboren sein heißt: instinktiv die Technik beherrschen, virtuos im Social Web kommunizieren, effizient multitasken. Der Digital-Native-Mythos, der sich um die Generation der seit den 1980ern Geborenen rankt, ist tückisch. Er ist wissenschaftlich nicht haltbar und verleitet dazu, pädagogische Überlegungen zu vernachlässigen und den Einsatz von Tablets im Unterricht zur Lösung aller Probleme hochzustilisieren. Diese Auffassung spiegelt auch der Digitalpakt wider, mit dem der Bundestag Ende 2018 dem Bund direkten Einfluss auf die Schulentwicklung verschaffen wollte. Die Länder haben dies vorerst gestoppt, auch weil sie ihre Pfründe schwinden sahen.

Digitale Kompetenz ist mehr als Technikanwendung

Dieser Stopp ist auch eine Chance, die Fehlannahme, es gebe „Natives“, aufzugeben und sich einer stärker auf gesellschaftliche Bedürfnisse ausgerichteten Strategie zuzuwenden, die ausdrücklich einen ethischen Kompass einbindet. Sich in einer digitalen Welt zurechtfinden setzt voraus, zu verstehen, wie diese Welt funktioniert. Digitale Kompetenz umfasst weit mehr als Technikanwendungskompetenz und ist ein generationenübergreifendes Bildungsziel. Befunde des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet bestärken darin, dass ein Perspektivenwechsel notwendig ist.

Auch die Betreffenden wollten nicht als „Natives“ gelten, weil ihnen bewusst sei, wie sehr es anstrenge, souverän durchs digitale Dickicht zu navigieren: „Euphorie war gestern.“ Die 14- bis 24-Jährigen erkennen zwar weiterhin Chancen in der digitalen Welt, aber auch Risiken. Ein Drittel fürchte, internetsüchtig zu sein, ein Großteil halte sich mit einer eigenen Meinung zurück, aus Angst, beleidigt zu werden. Diese Befunde belegen, dass hier eine in eine digitale Welt geborene Generation heranwächst, die nicht kopflos geworden ist, sondern sich für Orientierung und verantwortungsbewusstes Handeln interessiert.

Marlis Prinzing

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