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Jens Spahn (CDU).

© Foto: dpa/Kay Nietfeld

Langzeit-Doku mit dem CDU-Politiker: Kann Spahn Kanzler?

Eine Langzeitdoku auf RTL+ hat Jens Spahn über fünf Jahre begleitet. Der mediale Kraftakt hebt vor allem eine Stärke des CDU-Politikers hervor.

Jens Spahn im Flieger, Jens Spahn im Kraftraum, Jens Spahn im Bundestag, Jens Spahn beim Frisör, Jens Spahn in der Kirche, Jens Spahn bei einer Demo gegen Corona-Maßnahmen, Jens Spahn mit Freund, Jens Spahn mit Brille, Jens Spahn ohne Brille – über neun Stunden Jens Spahn, es ist ein langwieriges und kühnes Unterfangen für den Dokumentarfilmer Aljoscha Pause, der sich fünf Jahre an Spahn geheftet hat, und für den Zuschauer, der den CDU-Frontmann gefühlt in jeder zweiten Talkshow sieht. Dienstagabend bei „Chez Krömer“ saß Spahn auch da. Was sollen wir erfahren in neun Folgen bei RTL+? Warum sich das antun?

Warum nicht? Immerhin handelt es sich um einen der am meisten polarisierenden Politiker der Republik, und dass Langzeit-Dokus übers Hauptstadt-Raumschiff beim Publikum ankommen, bewies zuletzt das NDR-Film-Projekt zu einem anderen aufstrebenden Politiker: Kevin Kühnert, SPD. „Second Move Kills “, der Spahn-Titel ist allerdings erklärungsbedürftig. („Second Move Kills – 5 Jahre mit Jens Spahn“, RTL+. „Chez Krömer“, aus dieser Woche, RBB Mediathek).

Diese Redensart hätten Spahn und sein Team geprägt, sagt Aljoscha Pause dem Tagesspiegel. „Es ist die Art und Weise, wie du auf ein bestehendes Problem reagierst, die dich politisch ,umbringt’.“ Also quasi der zweite „Move“.

„Letztlich waren es gerade Spahns Reaktionen beziehungsweise die Kommunikation zu bereits bestehenden Schwierigkeiten, wie der zunächst holprigen Impfkampagne oder seinem Hauskauf, die ihn am meisten in Bedrängnis brachten.“

Ich möchte keine Burka in Deutschland.

Jens Spahn

Dazu die Maskenaffäre in seiner Zeit als Gesundheitsminister, die von Spahn befeuerte Kopftuch-Debatte („Ich möchte keine Burka in Deutschland“), der rüde erscheinende Umgang mit dem CDU-Kollegen Kauder – diese Themen werden in der Doku ausführlich angesprochen, und es ist erstaunlich, wie souverän Spahn hier mit unliebsamen Fragen umgeht.

Auch für Aljoscha Pause. Manches an Spahn erinnere ihn an Donald Trump, lässt der Autor Gerhard Baum vor der Kamera erzählen und konfrontiert Spahn mit dem Satz. Pause rechnete hier fest damit, dass Spahn ihn „spätestens beim Interviewende, wenn die Kamera aus ist, ins Gesicht springt“.

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„Oder das Projekt aufkündigt, weil er durch meine Fragestellung ahnt, dass auch die heftigsten Anwürfe gegen ihn nicht außen vor bleiben werden. Stattdessen erkundigte er sich hinterher freundlich nach unserem nächsten Drehtermin.“ Das habe der Doku-Filmer („Being Mario Götze“, „Tom Meets Zizou“) in seinem jahrelangen Umgang mit adrenalinschwangeren Fußballtrainern oder sensiblen Zweiflern schon ganz anders erlebt.

Jens Spahn, ein Medienprofi also durch und durch. Manchmal beschleicht einem beim Zuschauen das Gefühl, dass dem Porträtierten über neun Stunden zu viel Raum zur Selbstdarstellung gegeben wird. Da helfen auch nicht die Kommentare von Weggefährten und journalistischen Begleitern (Robin Alexander, Wolfgang Schäuble, Stephan-Andreas Casdorff, Frank Plasberg, Edmund Stoiber, Armin Laschet, Kühnert etc. etc.), die im Wesentlichen Spahns offenbar kalkulierter Kraftmeierei und der Vision hinterher denken, die der ehrgeizige junge Mann schon vor 30 Jahren selber in den Raum warf. „Ich will Kanzler werden“, hat Spahn als Einserabiturient in seiner Gemeinde im Westmünsterland gesagt.

Kann Spahn noch Kanzler? Die Pause-Doku, die vor der Wahl der Ampel-Koalition abbricht, bezieht ihre Spannung auch aus dieser, 2017ff sehr offenen Frage. Mit 42 Jahren gehört Jens Spahn nach wie vor zu den Hoffnungsträgern und Strippenziehern seiner Partei. Jetzt, 2022 ist Friedrich Merz in der Spur. Wird Spahn auf diesen folgen? Auch bei Kurt Krömer im RBB kokettierte der CDU-Vize zuletzt mit der Antwort. Bloß kein Second Move Kills mehr.

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