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Artilleriemunition der ukrainischen Armee wird an der Frontlinie an einem ungenannten Ort in der Region Donezk gelagert.

© Foto: dpa/Roman Chop

Ukraine-Invasion Tag 329: USA wollen Munitionsversorgung für Kiew für ein Jahr sichern

Ukrainischer Innenminister stirbt bei Hubschrauberabsturz; sexuelle Gewalt als Kriegsmittel. Der Überblick am Abend.

Die vielleicht entscheidende Komponente dieses Krieges könnte am Ende die Verfügbarkeit von Munition sein – und des Geräts, um sie zu verschießen. Wie es in dieser Sache um die Fähigkeiten des Westens bestellt ist, wird durch einen aktuellen Artikel in der „New York Times“ deutlich (Quelle hier). Viele Medien griffen sich die Schlagzeile heraus, dass die USA 300.000 Artilleriegeschosse aus Lagern in Israel abziehen, um sie der Ukraine zu liefern.

Es wäre ein Arsenal, das beim aktuellen Verbrauch rund drei Monate reichen würde. In den vergangenen Monaten haben die USA rund eine Million Schuss (jedes Geschoss wiegt rund 40 Kilogramm) für westliche Artilleriesysteme an Kiew übergeben, in dieser Zahl ist auch die Munition aus Kiew enthalten. Auch London packte 100.000 Geschosse ins jüngste Hilfspaket für Kiew. 

Aktuell zumindest scheinen die Ukrainer – im Gegensatz zu den russischen Truppen – nicht mit einem Mangel an Munition zu kämpfen zu haben. Die USA versuchen dem Vernehmen nach, genug Munition zu liefern, dass Kiew gut durch das Jahr 2023 kommt – inklusive der geplanten Frühjahrsoffensive. 

Ein Problem besteht eher auf lange Sicht: Noch hat die Rüstungsindustrie in Europa und den USA sich nicht darauf eingestellt, massenhaft Munition für die Ukraine zu produzieren. Laut US-Angaben werden im Westen derzeit pro Monat nur rund 45.000 Geschosse für 155-Millimeter-Artillerie hergestellt. Geht der Krieg in der Ukraine in dieser Intensität weiter, wird der Westen seine Produktion erhöhen müssen.  

Insgesamt hat der Westen der Ukraine bisher rund 350 Artilleriesysteme geliefert (Quelle hier). In den vergangenen Wochen sind aus Frankreich und Großbritannien noch einmal rund 30 Systeme hinzugekommen. Am Freitag beim Treffen der Ukraine-Unterstützergruppe in Ramstein werden wohl noch ein paar hinzukommen. Aber mit der Lieferung ist es nicht getan. Ein Drittel der Waffen rotiert von der Front nach Polen, wo sie instand gesetzt werden. Koordiniert wird die Reparatur bisher aus Stuttgart, wo die US-Kommandozentrale in Europa beheimatet ist. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Bei einem Hubschrauberabsturz in der Stadt Browary starben mindestens 16 Menschen, neun davon waren an Bord der Maschine. Unter den Opfern befinden sich auch der ukrainische Innenminister und sein Vize. Auch mehrere Kinder kamen ums Leben. Mehr hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Ukraine eine unbefristete Fortsetzung der deutschen Unterstützung im Konflikt mit Russland zugesichert. „Wir werden die Ukraine weiterhin unterstützen – so lange wie notwendig“, sagte Scholz am Mittwoch in einer Rede beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Damit Russland mit seinem Angriffskrieg scheitere, liefere Deutschland „fortlaufend“ und in enger Absprache mit den internationalen Partnern „große Mengen an Waffen“, hob der Kanzler hervor. Die Lieferung von Kampfpanzern war kein Thema in seiner Rede. Mehr in unserem Liveblog.
  • Das Europaparlament hat derweil Bundeskanzler Olaf Scholz aufgefordert, Lieferungen von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine zu ermöglichen. Die Abgeordneten stimmten am Mittwoch in Straßburg einem entsprechenden Antrag der Grünen mit großer Mehrheit zu.
  • Spaniens Außenminister José Manuel Albares hat sich zurückhaltend zu einer möglichen Lieferung von Leopard-Kampfpanzern seines Landes an die Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt geäußert. „Diese Möglichkeit ist derzeit nicht auf dem Tisch“, sagte er beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos, wie die spanische Nachrichtenagentur Europa Press meldete.
  • Die Beratungen der westlichen Alliierten über die mögliche Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine dauern nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg an. Er erneuerte in einem Interview am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos seine Forderung, der Ukraine weitere schwere Waffen zur Verfügung zu stellen.
  • Kanada liefert der Ukraine 200 Panzerfahrzeuge vom Typ Senator. Das kündigt Verteidigungsministerin Anita Anand bei einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew an. Die Fahrzeuge wurden nach kanadischen Angaben von der Ukraine erbeten.
  • Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) will mit der ständigen Anwesenheit ihrer Experten in Tschernobyl weitere Angriffe auf den ukrainischen Unfallreaktor verhindern. Das sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Mittwoch in der Anlage nahe der belarussischen Grenze, als die Beobachtermission seiner Behörde ihre Arbeit aufnahm. „Wir hoffen, dass es keine weitere Besetzung oder keinen weiteren Angriff auf das Kraftwerk geben wird“, sagte Grossi.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach eigenen Worten fest von einem Sieg in der Ukraine überzeugt. „Der Sieg ist sicher, daran habe ich keinen Zweifel“, sagt Putin in einer im Fernsehen übertragenen Rede vor Arbeitern bei einem Besuch in einer Waffenfabrik in seiner Heimatstadt Sankt Petersburg. Der Sieg sei „unvermeidlich. 
  • Der Gründer und Financier der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, kritisiert die russische Regierung, weil diese die US-Plattform YouTube nicht blockiert hat. „YouTube ist die Informationsplage unserer Zeit“, erklärt der Unternehmer auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. 40 Prozent der Videos seien „politisiert und gegen Russland gerichtet“, teilt er mit, ohne allerdings einen Beleg dafür zu liefern. 
  • Russische Behörden haben die Tötung eines mutmaßlichen Deserteurs bekannt gegeben. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll der Mann einer in der Ukraine eingesetzten Einheit der Armee angehört und das Militärlager verlassen haben, in dem er stationiert war. 
  • Die Beziehungen zwischen Russland und den USA werden nach den Worten des russischen Außenministers Sergej Lawrow nicht wieder sein wie früher. Die US-Regierung habe die Gespräche über einen strategischen Dialog der beiden Staaten abgebrochen, sagt Lawrow vor der Presse in Moskau. Im November hätten Vertreter beider Staaten in Kairo zusammenkommen sollen, um die Wiederaufnahme der Inspektionen im Rahmen des Neuen-Start-Vertrages zur Reduzierung von Atomwaffen zu erörtern.
  • Nach Einschätzung britischer Geheimdienste stellt die russische Einnahme der ukrainischen Stadt Soledar für die Ukraine auch Probleme bei der Versorgung der größeren Stadt Bachmut dar. Eine von zwei Hauptversorgungsrouten gerate zunehmend unter Druck, hieß es am Mittwoch im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.
  • Die Ausbildung ukrainischer Offiziere, die das Langstrecken-Luftabwehrsystem Patriot bedienen sollen, wird zehn Wochen dauern.
  • Der ukrainische Vize-Außenminister und frühere Berlin-Botschafter Andrij Melnyk fordert vom neuen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Lieferung von „Kampfpanzern, Kampfjets und Kriegsschiffen“. Er hoffe auf umfangreiche schwere Waffenlieferungen an sein Land, sagte Melnyk dem Nachrichtenportal t-online.

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