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Mitglieder des tschetschenischen Dschochar-Dudajew-Bataillons demonstrieren 2016 vor der russischen Botschaft in Kiew.

© imago/ZUMA Press/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 342: Tschetschenen, die für die Ukraine kämpfen

Brasiliens Präsident erteilt Scholz eine Absage bezüglich Munition, Moskau räumt fälschliche Einberufungen ein. Der Überblick am Abend.

Wenn von Tschetschenen die Rede ist im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg, dann geht es ziemlich oft um „Putins Bluthund“, den Machthaber der russischen Teilrepublik, Ramsan Kadyrow, und seine Kämpfer. Weniger bekannt ist, dass Tschetschenen auch auf der Seite der Ukraine kämpfen. Der britische „Guardian“ hat nun mit Mitgliedern eines Bataillons gesprochen, die sich aktuell in der schwer umkämpften Stadt Bachmut befinden sollen.

Das Dschochar-Dudajew-Bataillon kämpft nicht erst seit der russischen Invasion an der Seite der Ukraine, sondern schon zu Zeiten der illegalen Annexion der Krim durch Moskau und des Einmarschs in die Ostukraine. Benannt ist es nach dem ersten postsowjetischen Präsidenten des unabhängigen Tschetscheniens.

Die Kämpfer seien Emigranten der ersten oder zweiten Generation, die geflohen waren, bevor Kadyrow an die Macht kam. Wie der „Guardian“ weiter schreibt, kämpften diese Tschetschenen für die Ukraine, weil sie dadurch die größte Chance sehen würden, die Nationen zu befreien, die unter dem „russischen Joch“ stünden – was Tschetschenien mit einschließen würde. Andere, die schon länger in der Ukraine lebten, sagten demnach, sie könnten dort ihren muslimischen Glauben frei praktizieren.

Der 38-jährige Tor sagte der Zeitung allerdings auch, dass die Tschetschenen keinen guten Ruf in der Ukraine genießen würden. Das läge zum einen an Kadyrow, zum anderen an der russischen Propaganda, die die Kämpfer in Zusammenhang mit einem radikalen Islamismus brächte. „Seit mehr als 30 Jahren wird ununterbrochen Propaganda gegen uns gemacht. Sie sagen, wir sind Barbaren, wir sind Tiere, wir sind Raubtiere, wir können nicht normal sprechen.“

Das Bataillon stehe unter dem ukrainischen Kommando, erhalte aber keine Mittel aus dem Verteidigungshaushalt, heißt es in dem Bericht weiter. Man versuche daher, sich mit Spenden über Wasser zu halten. „Wir kämpfen für die Zukunft und wir kämpfen für eine freie Zukunft für uns, für die Ukraine und für die junge Generation“, sagte Tor dem „Guardian“. „Für uns ist diese junge Generation wichtiger als die alte sowjetische Generation.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Der neue brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat sich beim Besuch von Kanzler Olaf Scholz für Friedenshandlungen zwischen Russland und der Ukraine starkgemacht. Einer von Deutschland gewünschten Munitionslieferung für den Flugabwehrpanzer Gepard erteilte er dagegen eine klare Absage. Mehr dazu hier.
  • Seine Flucht führte Andrej Medwedew nach Norwegen. Von dort aus sprach er nun erstmals ausführlich in einem Interview über seine Zeit als Wagner-Kämpfer. Seinen Ex-Chef Prigoschin nennt er „den Teufel“. Mehr hier.
  • Russland hat eingeräumtseit dem vergangenen Herbst mehrere Tausend Männer zu Unrecht für den Krieg gegen die Ukraine in die Armee eingezogen zu haben. „Mehr als 9000 Bürger, die unrechtmäßig mobilisiert wurden, wurden zurück nach Hause gebracht“, sagte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow am Dienstag bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. Dies und weiteres in unserem Newsblog.
  • Griechenland wird wegen der Spannungen mit der Türkei keine Leopard-Panzer an die Ukraine liefern. Dies teilte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis während eines Besuches in Japan mit, wie japanische Medien und das staatliche griechische Fernsehen (ERT) berichteten.
  • Großbritannien reagiert abwehrend auf die ukrainische Bitte nach der Lieferung von Kampfflugzeugen. „Die britischen Jets sind extrem anspruchsvoll, und es dauert Monate, um sie fliegen zu können“, sagt ein Sprecher des britischen Premierministers Rishi Sunak. 
  • Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat bei einem Treffen mit seinem ägyptischen Kollegen Samih Schukri eine zunehmende militärische Gefahr in der Ukraine durch die Waffen aus Nato-Staaten beklagt. Die Streitkräfte würden alles unternehmen, damit die Pläne des Westens in dem Land nicht aufgingen, sagte er.
  • 70 Prozent der Deutschen lehnen laut RTL/ntv-Trendbarometer die Lieferung von Kampfjets oder U-Booten an die Ukraine ab. Nur 19 Prozent sind laut Forsa-Umfrage der Meinung, dass Deutschland nach den Kampfpanzern weitere neue Waffensysteme liefern sollte. 
  • Die russische Wirtschaft schlägt sich besser als von Experten zunächst erwartet. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte am Dienstag seine Wachstumserwartungen für 2023 und 2024 deutlich. Die russische Notenbank warnte, die Inflationsrisiken könnten weiter zunehmen.
  • Trotz der Forderungen, der Ukraine Panzer zu liefern, hat die Bundesregierung nach einem Bericht im Jahr 2022 keine Prüfung der verfügbaren Bestände bei der Bundeswehr unternommen. Dies gehe aus einer Antwort aus dem Verteidigungsministerium an einen CDU-Abgeordneten hervor, so die „Süddeutsche Zeitung“.
  • In den nächsten Monaten erwartet die Ukraine 120 bis 140 moderne westliche Kampfpanzer der Typen Leopard 2, Challenger 2 und M1 Abrams. „In der Panzerkoalition sind derzeit zwölf Teilnehmer“, sagte Außenminister Dmytro Kuleba in einer Videobotschaft. 
  • Das russische Militär hat am Dienstag die Einnahme des Dorfes Blahodatne nördlich der heftig umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine verkündet. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, seine Soldaten hätten „als Ergebnis erfolgreicher Offensiv-Aktionen“ Blahodatne „in der Volksrepublik Donezk befreit“. 
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich für den Aufbau von gemeinsamen Zentren für die Militärausbildung mit Belarus ausgesprochen. In einem Dekret beauftragte Putin die Verteidigungs- und Außenminister, Gespräche mit dem Nachbarland dazu aufzunehmen.
  • Ein bedeutender Durchbruch der russischen Truppen in ihrem Angriffskrieg in der Ukraine ist derzeit nach Ansicht britischer Militärexperten unwahrscheinlich. Das ging aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums hervor.
  • US-Präsident Joe Biden hat sich gegen eine Lieferung von Kampfjets vom Typ F-16 an die Ukraine ausgesprochen. Auf die Frage von Journalisten, ob er für eine Lieferung der Kampfflugzeuge an die Ukraine sei, antwortete Biden am Montag in Washington mit „nein“.

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