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Ein ukrainischer Soldat demonstriert seine Waffe.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Pavlo Palamarchuk

Ukraine-Invasion Tag 708: So steht es um die Munitionsmengen der Ukraine

Orban hat seine Blockade der EU-Pläne für neue Ukraine-Hilfen aufgegeben. Im Abwehrkampf gegen die russische Marine will die Ukraine einen Erfolg im Schwarzen Meer erzielt haben. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Vor wenigen Tagen hatten wir in diesem Newsletter darüber geschrieben, wie sich der Munitionsmangel der Ukraine in Awdijiwka bemerkbar macht – ein Beispiel, das stellvertretend für viele Frontlinien in dem angegriffenen Land steht (hier nachzulesen). Wie sich das in Zahlen darstellt, darüber berichtet nun die Nachrichtenagentur Bloomberg (Quelle hier).

Demnach hat der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerov seinen Amtskollegen in der EU darüber informiert, dass Kiew Russland waffentechnisch drei zu eins unterlegen sei. Aus dem Dokument, das Bloomberg vorliegt, gehe hervor, dass die Ukraine derzeit nicht in der Lage sei, mehr als 2000 Granaten pro Tag an der Frontlinie, die sich auf über 1500 Kilometer erstreckt, abzufeuern. 

Das sei weniger als ein Drittel der Munition, die Russland abfeuere, heißt es darin weiter, so Bloomberg. Umerov habe hinzugefügt, dass die Waffenknappheit der Ukraine immer schlimmer werde. Er fordere seine Amtskollegen auf, mehr zu tun, um die Zusage einzuhalten, eine Million Artilleriegeschosse zu liefern.

„Die Seite, die die meiste Munition zum Kämpfen hat, gewinnt in der Regel“, wird Umerov zitiert. Benötigt würden laut dem Dokument pro Monat 200.000 155-Millimeter-Granaten.

Auf dem derzeit in Brüssel stattfindenden EU-Gipfel, auf dem neue Wirtschaftshilfen für die Ukraine beschlossen wurden (siehe unsere Nachrichten unten), soll auch über mehr Militärhilfe für das angegriffene Land diskutiert werden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die anderen Mitgliedsstaaten zum Auftakt aufgefordert, ihre Waffenlieferungen für Kiew aufzustocken. 

„Wir können uns nicht darauf verlassen, dass das jeweils der andere schon macht, sondern es muss schon 27 Mal gesagt werden: Wir wollen alles dazu beitragen, dass die Ukraine in der Lage ist, das Land zu verteidigen“, wurde Scholz zitiert.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der ungarische Regierungschef Viktor Orban hat seine Blockade der EU-Pläne für neue Ukraine-Hilfen aufgegeben. Alle 27 Staats- und Regierungschefs hätten dem geplanten Unterstützungspaket im Umfang von 50 Milliarden Euro für die Zeit bis Ende 2027 zugestimmt, teilte EU-Ratspräsident Charles Michel am Donnerstag beim EU-Sondergipfel in Brüssel mit. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident dankt der Europäischen Union für die Gewährung neuer Finanzhilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro. Wirtschaft und Finanzen der Ukraine würden langfristig stabilisiert, was genauso wichtig wie Rüstungshilfe oder Sanktionen gegen Russland sei. Das schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag im Netzwerk X.
  • Die in Thailand seit einer Woche festgehaltene regimekritische russische Rockband Bi-2 hat nach eigenen Angaben das asiatische Land Richtung Israel verlassen. Alle Bandmitglieder hätten Thailand sicher verlassen und seien auf dem Weg nach Tel Aviv, gab die Band auf Facebook bekannt. Mehr hier.
  • Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat den Streit über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine kritisiert. Er sei die anhaltende Debatte „leid“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend bei den Haushaltsberatungen im Bundestag. Mehr hier.
  • In ihrem Abwehrkampf gegen die russische Marine will die Ukraine einen weiteren Erfolg im Schwarzen Meer erzielt haben. In der Nacht zum Donnerstag sei das Raketenschiff „Iwanowez“ durch mehrere Seedrohnen versenkt worden, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst am Donnerstag mit. Der Angriff sei an der Westküste der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim erfolgt. Mehr in unserem Newsblog.
  • Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat seine Landsleute zum Protest gegen Kreml-Chef Wladimir Putin bei der Präsidentschaftswahl im März aufgerufen. Seine Unterstützer sollten sich am Wahltag gleichzeitig zu den Urnen begeben und dort Schlangen bilden, um damit ihren Protest gegen den Kremlchef zum Ausdruck zu bringen, schrieb Nawalny am Donnerstag in einer Botschaft.
  • Den Sportnationalmannschaften von Lettland ist es aus Solidarität mit der Ukraine künftig untersagt, gegen die Nationalmannschaften von Russland und Belarus anzutreten. Das Verbot gilt auch, wenn Athleten aus den beiden benachbarten Ländern neutral am Wettbewerb teilnehmen. Dies sehen Änderungen am Sportgesetz des Landes vor, die vom Parlament in Riga am Donnerstag beschlossen wurden.
  • Die ukrainische First Lady, Olena Selenska, hat die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, sich stärker für die Rückkehr von ukrainischen Kindern einzusetzen, die während des Krieges illegal nach Russland gebracht worden sind. „Wir müssen mehr tun“, sagte Selenska am Donnerstag bei einer Konferenz unter den Titel „Russia’s war on children“ in Riga.
  • Die in Russland festgenommene US-russische Journalistin Alsu Kurmasheva muss nach Angaben ihres Arbeitgebers mindestens zwei weitere Monate in Untersuchungshaft bleiben. Ein Gericht in Kasan habe die U-Haft um zwei Monate bis zum 5. April verlängert, teilte Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) am Donnerstag im Onlinedienst Telegram mit.
  • Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow, hat eine Ausweitung der Angriffe auf Ziele in Russland angekündigt. „Die Zahl der Angriffe auf die russische Infrastruktur wird wahrscheinlich zunehmen“, erklärte Budanow am Donnerstag im Onlinedienst Telegram.
  • Russland hat in der Nacht zu Donnerstag eigenen Angaben zufolge elf ukrainische Drohnen über dem Grenzgebiet zur Ukraine abgeschossen. Es sei ein Versuch vereitelt worden, mit Drohnen „einen Terroranschlag auf Orte auf russischem Territorium zu verüben“, hieß es in einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beschäftigte sich in einer Videoansprache mit den dauernden russischen Bombardierungen in der Nacht. Dabei sei die Lage schon besser als ein Jahr zuvor. „Die Energiesituation hat sich im Vergleich zum letzten Winter grundlegend geändert. Das System ist erhalten geblieben“, sagte er. Trotzdem werde die Ukraine im Winter noch viel zu überstehen haben.

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