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Kultur: 37 neue Kardinäle - Der Papst regelt sein Erbe: Der Liberale und der Gelehrte

Er gilt als konziliant, aber fest in Glaubensfragen. Der gelernte Dogmatik-Professor gehört nicht zu den progressiven Bischöfen, aber gilt als ein Kirchenmann, der realistisch und nüchtern nach gangbaren Wegen sucht.

Er gilt als konziliant, aber fest in Glaubensfragen. Der gelernte Dogmatik-Professor gehört nicht zu den progressiven Bischöfen, aber gilt als ein Kirchenmann, der realistisch und nüchtern nach gangbaren Wegen sucht. Herzensanliegen von Bischof Walter Kasper ist die Ökumene. Im Juni 1999 verließ er den Bischofsstuhl der Diözese Rottenburg-Stuttgart und wurde Sekretär des Päpstlichen Einheitsrat in Rom, der das Gespräch mit den anderen christlichen Kirchen führt. Nun hat Papst Johannes Paul II. den weltweit anerkannten Theologen zum Kardinal berufen.

Der in Heidenheim an der Brenz geborene Lehrerssohn war schon mit 31 Jahren Professor in Münster. 1989 ernannte ihn der Papst zum Bischof in Rottenburg und damit zum Oberhirten des mit zwei Millionen Katholiken viertgrößten deutschen Bistums. Mit theologischen Büchern, die in viele Sprachen übersetzt sind, erwarb sich Kasper einen internationalen Ruf. Kaum eine Stellungnahme der deutschen Kirche der letzten Jahre kam ohne Kaspers Mitarbeit zustande - weder das Gemeinsame Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage noch die Erklärung zum Religionsunterricht.

Doch es gab auch eine Reihe von Konflikten mit Rom. 1993 forderte er gemeinsam mit dem Freiburger Erzbischof Oskar Saier und dem Mainzer Bischof Karl Lehmann, wieder verheiratete Geschiedene unter bestimmten Bedingungen wieder zur Kommunion zuzulassen. Noch als Rottenburger Ortsbischof plädierte er für einen Verbleib der katholischen Kirche im System der staatlichen Schwangerschaftsberatung. Als Kurienbischof geriet er zweimal mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Ratzinger, öffentlich aneinander. Umgekehrt rügte er aber auch die zunehmend Ungeduldigen unter den aktiven Katholiken.

Der Münchner Dogmatikprofessor Leo Scheffczyk, ebenfalls am Sonntag von Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt, ist gebürtiger Oberschlesier und ebenfalls ein international renommierter Theologe. Der 80-Jährige lehrte von 1965 bis 1985 Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät in München und verfasste mehr als 80 Bücher und Einzelschriften. Die Opus-Dei-Universität im spanischen Pamplona verlieh Scheffczyk 1994 den Ehrendoktor.

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