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Volkan Yaman alias Apache 207 beim ersten seiner drei Konzerte in Berlin.

© Paul Shady

Ein Komet schlägt ein: Apache 207 in der Waldbühne

Großes Entertainment: Apache 207 fackelt beim ersten seiner drei ausverkauften Konzerte in der Waldbühne Berlin ein imposantes Hit- und Konfettifeuerwerk für die ganze Familie ab.

Drei ausverkaufte Konzerte in der Berliner Waldbühne, das muss man erst einmal schaffen. Apache 207, mit bürgerlichem Namen Volkan Yaman, aus der nur wenig beschaulichen Industriestadt Ludwigshafen, hat das im zarten Alter von 25 geschafft. Aus dem Macker, der mit so sexistischen Songs wie „Kleine Hure“ 2018 wie aus dem Nichts zum Nachwuchsidol wurde, ist ein ausgewachsener Entertainer für die breite Masse geworden. 

Junge aufgeregte Pärchen, die zum ersten Mal so weit im Westen der Stadt sind und nervös fragen, wo sie hinmüssen, laufen neben Familien inklusive Vater, Mutter, Kind und Opa an gelangweilten Polizeikräften vorbei zur Waldbühne. Schon lange bevor es losgeht, ist die Party auf den Rängen im vollen Gange: In der Mitte des Amphitheaters ist eine zweite, kleine Bühne aufgebaut, wo ein DJ in bester Mallorca-Laune Partykracher wie „I Like To Move It“ oder „Rhythm Is A Dancer“ spielt. Das Publikum lässt sich anheizen, aus Pausenmusik wird ein ekstatisches Karaoke mit 23.000 Teilnehmer:innen.

Um Punkt 20 Uhr aber ist Schluss: auf die noch schwarz abgehängte Bühne tritt ein ganz in Weiß gekleidetes und maskiertes Percussion-Quintett, während von den Videoleinwänden die Silhouette des Stars des Abends flimmert, der mit viel Druck auf der Stimme aus dem Off das Konzertintro „Goldener Käfig“ performt. „Mama! Hab doch bitte keine Angst“, schreit er hinaus in die Nacht, sodass Sigmund Freud seine helle Freude hätte.

Auch aus der Ferne imposant: Apache 207 in der Waldbühne.

© Paul Shady

Aber Apache liebt nicht nur seine Mama, sondern auch Autos: Nach einem Videoeinspieler, der den Star und seine Crew im Mercedes SL Cabrio an einer Tankstelle vor den Toren Berlins zeigt, wird die Bühne dramatisch enthüllt: eine ganze Tankstelle mit der Aufschrift „Apache Oil“ ist im Hintergrund aufgebaut, komplett mit dem Auto aus dem Video. Zwei-Meter-Mann Yaman stimmt „Brot nach Hause“ an, das Publikum liefert exaltiert die Hook dazu und beweist auch den restlichen Abend immer wieder seine Textsicherheit zu den Tracks, die irgendwo zwischen Eurodance, Schlager und Hip-Hop, zwischen Selbstbeweihräucherung und Aufstiegsdrama schillern.

Mit Songs wie zu seinen Anfangstagen ist das altersmäßig diverse Publikum kaum abzuholen. Das wissen Apache 207 und sein Team und liefern eine Show, die es an Detailverliebtheit und Entertainerqualitäten mit den Hochzeiten der Samstagabend-Fernsehshows aufnehmen könnte. Schon beim nächsten Song, dem Hit „Fame“, bei dem die Fans ganze Strophen übernehmen, wird ein großes Feuerwerk abgefackelt. Yaman zeigt ein breites Lächeln. 

Aufgrund der strengen Nachtruheregeln der Waldbühne – um 22 Uhr muss Schluss sein – werde er „weniger labern“, sagt er bei seiner ersten Ansprache, aber seine Dankbarkeit gegenüber dem Publikum, die möchte er ausdrücken. Nur Legenden würden die Waldbühne ausverkaufen, sagt er verschmitzt, wohl wissend, welchen Status er sich da selbst zuschreibt.

Überhaupt schafft er es mit einer Mischung aus performativer Demut und Selbstvertrauen auch die gelangweiltesten Eltern zu becircen, während er in rund zwei Stunden nicht nur durch fast 30 Songs rast, sondern es auch visuell krachen lässt. Und damit ist nicht nur das Feuerwerk gemeint, das keineswegs nur zum Finale zum Einsatz kommt: Fans dürfen auf der Bühne im Cabrio rumhängen, bei „Boot“ wird Apache 207 im Ruderboot „Elisabeth“ durch die Menge zur zweiten Bühne getragen, wo der Plattenhauseingang seiner Jugend nachgebaut ist, nur um danach zu Céline Dions „My Heart Will Go On“ zurück zur Hauptbühne zu schippern.

Es kommen verschiedenste Konfettitypen zum Einsatz, ein weiterer Videoeinspieler und bei Überhit „Komet“, der aufgrund eines technischen Fehlers sogar zwei Mal performt wird, nimmt eine junge Frau namens Mimi, die sich mit einem Gesangsvideo dafür beworben hatte, die Rolle von Udo Lindenberg ein. Der Abend schließt er ganz branchenuntypisch mit zwei Covern und widmet den letzten, „In the Air Tonight“ von Phil Collins explizit den älteren Semestern im Publikum. So geht Pop-Entertainment für die Masse.

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