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Uraufführung: Getanzter Fußball in Hamburg

Tanz und Fußball sind keine Gegensätze. Schwitzende Körper, schnelle Schrittwechsel und eine gute Show bekommt das Publikum bei beiden Gelegenheiten geboten.

Hamburg - Wie eng Fußball und Tanz zusammenhängen, zeigt das Tanzspektakel «Maracanã» der brasilianischen Starchoreografin Deborah Colker, das am Mittwochabend im Kulturzentrum Kampnagel in Hamburg uraufgeführt wurde. So kunstvoll und energetisch wie mancher Fußballprofi auf dem Platz bewegten sich auch die 16 Tänzer über die Bühne.

«Tanz oder Fußball?», mögen sich die rund 900 Zuschauer, darunter Fußball-Legende Uwe Seeler, nach der rund einstündigen Inszenierung gefragt haben. Allein das Bühnenbild von Gringo Cardia lässt das Publikum im Unklaren, ob es sich im Theater oder auf einem Fußballplatz befindet. Weiße Linien zeigen die Spielfeldbegrenzung an. An Drahtseilen hängend liefern sich die Tänzer an einer senkrechten Wand spektakuläre Zweikämpfe und Sprints. Für die Zuschauer ergibt sich dadurch eine etwas ungewohnte Perspektive von oben auf das Spielfeld.

In der Horizontalen stehen sich mal zwei Mannschaften gegenüber, mal bilden die Tänzer eine Mauer vor einem imaginären Tor. Es ist unverkennbar Tanz, was dort auf der Bühne vorgeführt - oder doch Fußball? Die Grenzen verwischen, wenn Tore auf die Bühne geschoben werden und einzelne Tänzer wie Bälle von ihren Kollegen über die Bühne gerollt werden. Als echte Bälle auf die Bühne fliegen und einer der brasilianischen Tänzer sie so dribbelt und jongliert, dass mancher Sportstudio-Gast stolz darauf gewesen wäre, ist den Zuschauern endgültig klar, dass sie mit «Maracanã», benannt nach dem legendären Fußballstadion in Rio de Janeiro, nicht nur modernen Tanz geboten bekommen.

«Am Anfang fand ich die Idee nicht nur vollkommen verrückt, sondern auch gefährlich», sagt Choreografin Colker. Dann entschloss sie sich aber, die Produktion anzunehmen und begann, die Bewegungen von Fußballern zu studieren. Die Schnittmenge von Tanz und Fußball sieht sie in der Mischung aus Adrenalin und Spannung. Der begeisterte Schlussapplaus bei der Uraufführung in Hamburg gab ihr Recht: «Sport ist Sport», lautete dann auch der Kommentar von Uwe Seeler. «Wir Fußballer tanzen auch manchmal auf dem Platz, gerade bei solchen Witterungsverhältnissen wie zur Zeit.»

Bereits im Jahr 2001 hatte Kampnagel-Intendantin Gordana Vnuk die ehemalige Profi-Volleyballerin Colker für die Produktion «Rota» nach Hamburg verpflichtet. «Maracanã» ist die größte Produktion in der Geschichte des Kulturzentrums Kampnagel. Das Tanztheater wurde in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Köln produziert und ist Teil des offiziellen Kulturprogramms zur Fußballweltmeisterschaft 2006. (Von Annika Graf, dpa)

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