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Bei „Hart aber fair to go“ steht Moderator Louis Klamroth nicht mehr im Studio, sondern sitzt hinterm Pult.

© Screenshot: Tsp

„hart aber fair to go“: Damit Generation TikTok nicht die Geduld verliert

Die ARD-Talkshow gibt es zwei Mal: live in der ARD am Montag, aufgearbeitet in der Mediathek am Dienstag.

Ein Kommentar von Joachim Huber

„Hart aber fair“ gibt es jetzt in zwei Versionen. Einmal am Montag ab 21 Uhr als Livesendung im Ersten zum Thema „Wut, Proteste, neue Parteien: Wer hält unser Land noch zusammen?“ und am Dienstag als „Hart aber fair to go“ in der ARD-Mediathek. Mit der Doppelnummer startet die ARD einen Testlauf, sie will herausfinden, ob für das Publikum, das Fernsehen als Immer-und-Überall-Medium begreift, mit der „to go“-Variante zahlenmäßig besser erreicht werden kann.

Version für die Ungeduldigen

Offensichtlich gehen die Verantwortlichen davon aus, dass diese (jüngeren) Zuschauerinnen und Zuschauer ungeduldiger sind, sich die 75 Minuten des Live-Formats antun, sondern schnell bis zackig informiert werden wollen. Für die Tiktoker. deren Aufmerksamkeitsspanne drastisch gesunken sein mag, schnurren die 75 auf 37 Minuten zusammen. Aber auch da darf in keinem Fall ein Ausschaltimpuls aufkommen, also werden die „emotionalsten Momente“ zusammengeholt. Ist ein bisschen wie bei der Bundesliga-“Sportschau“, wo jede noch so dröge Partie via Kurzberichterstattung zum Spannungsspiel hoch gepimpt wird.

Carsten Linnemann (links), Sahra Wagenknecht und Louis Klamroth in der ARD-Talkshow „hart aber fair“ am Montag im Studio Adlershof.

© imago/Future Image/IMAGO/Thomas Bartilla

„Hart aber fair to go“ ist also Best of „Hart aber fair“. Louis Klamroth sitzt in der Redaktionsstube, moderiert sich quasi noch einmal, kommentiert Gezeigtes und Gesagtes. Zuweilen werden Aussagen auf Richtigkeit überprüft und gegebenenfalls korrigiert. Dieser Faktencheck wird die Teilnehmerinnen und Teilnehmer künftiger Liverunden in ihren Behauptungen vorsichtiger machen. Kein schlechter Effekt.

Moderator Klamroth versäumt es nicht, die Politikerinnen und Politiker dafür zu tadeln, dass sie den „Bürgergästen“ nicht die notwendigen befriedigenden Antworten gegeben haben, er versäumt es aber auch nicht, diese Schwächen nicht auch als Schwäche seiner Moderation zu kritisieren.

Was das Publikum so erfährt: Die Premiere der runderneuerten Talkshow war okay und mehr als das, hat durchaus das Potenzial zu mehr.

Was ist jetzt besser, was ist schlechter, die Long- oder die Short-Version? Die eine kann die andere nicht ersetzen, weil bei den 75 Minuten der Livecharakter überwiegt, bei der kürzeren Variante dagegen die Reflexion über das Gesehene mit hinein spielt. Zuschauerinnen und Zuschauer können selbst eine Auswahl treffen. In der Mediathek gibt es beide Varianten.

Unter den „Bürgergästen“ der Runde war auch die Friseurmeisterin Zuhra Visnjic aus Remscheid. Sie wird am Ende der „to go“-Version sagen, die 75-Minuten-Sendung hätte nicht ausreichend Zeit für alle Aspekte des Themas geboten. Die ARD versucht, jeder Publikumserwartung quasi zu genügen, aber wirklich jeder zu genügen, hieße die Quadratur des Einschaltknopfes erreichen zu wollen. Wird schwierig, aber die ARD sollte weitere Annäherungen unternehmen.

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