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British Museum

© REUTERS/TOBY MELVILLE

Kunstraub im British Museum: Heimsuchung und Heimholung

Der spektakuläre Museumsraub von mehr als 2000 Objekte weist auf tiefergehende Probleme in den ehrwürdigen Institutionen hin.

Ein Kommentar von Katrin Sohns

Es war einer der spektakulärsten Museums-Diebstähle der jüngsten Geschichte. Mehr als 2000 Antiquitäten sollen in den vergangenen Jahren aus der Sammlung des British Museums gestohlen worden sein, vertickt durch einen Kurator des eigenen Hauses.

Wie es in einer offiziellen Erklärung des Museums vom 16. August hieß, handelte es sich dabei um Goldschmuck, Halbedelsteine und Glas aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. bis zum 19. Jahrhundert n. Chr. Am 25. August erklärte der langjährige Direktor, Hartwig Fischer, seinen sofortigen Rücktritt. Eigentlich wollte er seines Amtes noch bis 2024 walten. Nun aber war er nicht mehr tragbar. Zu schwer waren die Vorwürfe, zu groß der Skandal. 

Wie die Kunstzeitschrift „The Art Newspaper“ berichtet, hat das Museum nun eine Website freigeschaltet, die helfen soll, zumindest einige Objekte wiederzufinden. Damit ruft das Museum auch die Öffentlichkeit dazu auf, mitzuhelfen und Hinweise zu geben. Das Museum kündigte zudem an, dass ein Gremium führender internationaler Spezialisten bei der Identifizierung und Wiederbeschaffung der verlorenen Antiquitäten helfen soll. Und man kollaboriere mit der Metropolitan Police, so heißt es weiter.

Das Vertrauen ist hin

Einen Monat nach der offiziellen Bekanntgabe des Skandals, sind dies wichtige Schritte, um das Vertrauen in die Institution wiederherzustellen. Die geschlossene Vorgehensweise gibt berechtige Hoffnung, dass zumindest ein Teil der gestohlenen Objekte gefunden werden kann. Bereits jetzt seien 60 Objekte zurückgegeben worden, heißt es von Museumsseite. Das sind gute Nachrichten.

Doch das eigentliche Problem bleibt bestehen. Denn in den Archiven dieser ehrwürdigen Einrichtungen befinden sich Tausende nicht katalogisierter Objekte. Mitunter war die Sammlungswut der Forscher so groß, dass die Objekte in ungeöffneten Boxen verstauben. Wenn überhaupt, wissen nur die Fachkuratoren und -kuratorinnen um ihre Existenz, mitunter haben nur sie Zugang zu diesen Teilen der Museen.

Damit bröckelt endgültig die glatte Fassade, die das British Museum in den vergangenen Jahren allen Restitutionsforderungen geboten hat. Spätestens jetzt ist das Argument nicht mehr zu halten, dass nur sie den Objekten den nötigen Schutz bieten können, nur sie die wissenschaftliche Aufarbeitung ernst nehmen würden. Die Realität vieler Objekte im Backend der alten Gemäuer ist eine andere. Das führen Skandale wie dieser schmerzlich vor Augen. 

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