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Kontrapunkt: A 100: Niemand hat die Absicht, eine Autobahn zu bauen

Die S-Bahn fährt nicht überall? Prima, dann bauen wir die A 100 aus, denkt sich der Senat. Aber erst nach der Wahl, und so, dass es keiner merkt. Chefredakteur Lorenz Maroldt über Berliner Stadtpolitik, die man nicht verstehen muss.

Niemand hat die Absicht, eine Autobahn zu bauen, jedenfalls nicht die Verlängerung der A 100 von West nach Ost, nicht dieser Senat, nicht in dieser Legislaturperiode, das wurde von der rot-roten Koalition so beschlossen und verkündet. Logischerweise hat dieser Senat deshalb auch alle Vorbereitungen getroffen, die A 100 von West nach Ost zu verlängern; gestern hat die Stadtentwicklungsverwaltung den Planfeststellungsbeschluss erlassen. Das ist eine geradezu zwingende Dialektik, angelehnt an historische Ereignisse, angepasst an die verwirrende Lage in der Stadt und in der Politik.

Die S-Bahnen fahren nicht mehr, jedenfalls nicht überall? Prima, dann bauen wir eben eine Autobahn, aber erst nach der Wahl, und nur so, dass es keiner merkt. Man muss das nicht verstehen, das ist Berliner Stadtpolitik. Offiziell sind jedenfalls die Linkspartei, die Grünen und die Basis der SPD gegen die Autobahn, also so ungefähr alle, die Klaus Wowereit vor und nach der Wahl zum Regieren braucht und brauchen könnte. Er will dennoch als Autobahnbefürworter in den Wahlkampf ziehen, damit ganz egal welchem Senat unter seiner Führung (auch die CDU könnte dabei eine Rolle spielen; sie ist selbstverständlich für die Autobahn, ebenso wie die FDP) alle Wege offen stehen.

Ach ja, beim Stichwort „Wege“ kommt auch die Linkspartei wieder ins Spiel: „Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren, ob in der Opposition oder in der Regierung“, hat deren Bundesvorsitzende Gesine Lötzsch gerade verkündet, und nach dem einige führende Linksparteipolitiker der Meinung sind, die Partei müsse sich wieder mehr östlich orientieren, wäre eine Autobahn von Neukölln nach Treptow ja vielleicht doch nicht der allerschlechteste Weg zum Ziel, ob es nun Sozialismus heißt oder Kommunismus, Regierung - oder Opposition.

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