Lesermeinung: Kulturpolitische Hausaufgaben der Stadt

Maßstäbe für musikalisches Handwerk Es gelingt mir nicht, nach einer Neujahrstag-Enttäuschung, nur die Achseln zu zucken: Gibt es denn in unserer Stadt keinen Einzigen, der weiß, welches künstlerische Potenzial in den eigenen Mauern vorhanden ist, wie man es bündeln und bei Bedarf abrufen könnte? Am Beispiel der Potsdamer Turmbläser (die doch so genannte „Kulturbotschafter“ im Rahmen der Kulturstadtbewerbung für 2010 sind) möchte ich das festmachen. Einige ihrer Angebote waren traditionell bekannte, äußerst gut besuchte Veranstaltungen, wie die „Neujahrsmusik auf dem Pfingstberg“. Dabei traten jedoch die Junioren der Musikschule anstelle der Professionellen, die dieses Konzert ins Leben riefen, auf. Ich möchte betonen, dass ich ganz großen Respekt vor den Leistungen der Musikschüler und ihren Lehrern habe, ihnen gern, vor allem im Saal, zuhöre, ihnen jede Förderung wünsche. Aber alles sollten sie einfach nicht ersetzen, auch ein „gut musikalisch Ding will Weile haben“. Mir ist klar, dass die Schatullen von Privatsponsoren und Vereinen nur begrenzt geöffnet sind. Dennoch meine ich, dass die gleichen Maßstäbe, die ans Bauhandwerk gelegt werden, ebenfalls dem musikalischen Handwerk gelten müssten. Es ist nach wie vor eine kulturpolitische Hausaufgabe der Stadt, die Übersicht über bewährte und künstlerisch neue Vorschläge zu haben, diese alljährlich wieder herauszufordern. Eventuell könnte man ja mit den Kulturschaffenden die Möglichkeiten der Finanzierung überlegen.Anne Andres, Potsdam