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Politik: 13 Skandale

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN So. Ehe wir 2002 endgültig zu den Akten legen, müssen wir uns noch der buchhalterischen Pflicht unterziehen, vom vergangenen Jahr eine Morphologie des Skandals zu entwerfen.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

So. Ehe wir 2002 endgültig zu den Akten legen, müssen wir uns noch der buchhalterischen Pflicht unterziehen, vom vergangenen Jahr eine Morphologie des Skandals zu entwerfen. Oder so ähnlich. Also. Wir hatten den Großskandal Möllemann mit den Abteilungen Karsli, Friedman und Flugblatt. Wir durchlebten die Affäre Flugmeilen/Moritz H. mit den Rubriken Scharping, Özdemir und Gysi. Es gab den Fälschungsskandal bei der Bundesanstalt für Arbeit, den Bundesrats-Eklat, den Walser-Schirrmacher-Skandal, die Nitrofen-Affäre, die Flut, Djerba, Erfurt, Ron Sommers Ende, Däubler-Gmelins Bush-Hitler-Vergleich, Acrylamid und, nach Meinung mancher, den größten Skandal von allen, die Bundestagswahl. Die lassen wir weg, denn ob es sich um einen Skandal handelte, müssen erstens der Lügen-Ausschuss und zweitens die Geschichte klären.

Astreine Skandale gab es also, wenn wir die Tragödien abziehen und die Großaffären in ihre relevanten Teil-Skandälchen zerlegen, 13 an der Zahl. Ausgerechnet 13! 13 Affären und Skandale erschütterten 2002 die Bundespolitik! Das kann doch kein Zufall sein. Die morphologische Annäherung an die jüngere Skandalentwicklung zeigt nun, dass es pro Sitzungswoche des Bundestages annähernd einen Skandal gibt und dass die Halbwertszeit einer durchschnittlichen Polit-Affäre 9,3 Tage beträgt. Soweit also die Bilanz 2002. Viel Spaß im neuen Jahr! Moment. Die Vermögensteuerdebatte während der Koalitionsgespräche, war das auch eine Affäre? Eine vergessene? War Biedenkopfs Ende ein Skandal? Oder nur ein Abschied? Die Politik ist morphologisch schwer zu fassen, das räumen wir mal lieber ein. Das Skandalwesen aber lebt.

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