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Mads Gilbert, Arzt in Gaza: "Die Korridore sind voll mit Verstümmelten"

Mads Gilbert (61) ist Anästhesist und Medizinprofessor an der norwegischen Universität Tromso. Er operiert seit Neujahr in Gaza-Stadt. Martin Gehlen sprach mit ihm über die dortige Lage

Wie ist die Situation in Gaza?



Die letzten 48 Stunden waren sehr hart. Es gab eine Attacke auf einen Gemüsemarkt in Gaza-Stadt mit vielen Toten und Verletzten. Allein von den 210 Verletzten, die heute in das Krankenhaus kamen, sind 35 in der Notaufnahme gestorben. Unter den Toten sind 18 Kinder unter neun Jahren. Wir amputieren am laufenden Band. Die Korridore sind voll mit Verstümmelten.

Wie viele Kinder und Frauen sind unter den Opfern?

Am Montagabend waren es 540 Tote und 2550 Verletzte. 30 Prozent der Toten und 45 Prozent der Verletzten sind Frauen und Kinder. Unter den Toten sind 117 und unter den Verletzten bisher 744 Kinder.

Wie gefährlich ist die Arbeit der Rettungsdienste?

Heute sind zwei Ambulanzen getroffen worden. Zwei Pfleger wurden getötet, sie wurden gezielt angegriffen. Eine Moschee neben dem Schifa-Hospital wurde bombardiert. Alle Scheiben des Krankenhauses wurden zerstört. Er sind im Moment sieben Grad Celsius draußen, alle Patienten frieren. Ärzte und Helfer natürlich auch.

Wie geht es dem Personal in dem Krankenhaus?

Wir hören die Bomben und warten auf neue Wagenladungen voller Verwundeter. Ich habe noch nie gesehen, dass sich Menschen so aufopfern wie diese palästinensischen Ärzte und Helfer.

Was brauchen Sie am dringendsten?

Vordringlich ist, dass das Bombardement aufhört, Israel die Grenzübergänge öffnet und Lebensmittel und Treibstoff nach Gaza lässt.

Wie sind Sie in den Gazastreifen hineingekommen?


Die norwegische Regierung hat sehr großen diplomatischen Druck auf die ägyptische Führung ausgeübt. Wir konnten dann einreisen.

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