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Bald kämen so viel Impfstoffe, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn, wie Ketchup aus einer gut geschüttelten Flasche.

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin hebt Priorisierung bei Corona-Impfung auf: Kein Ketchup, nirgends

Mit dem Impfen, meint Jens Spahn, sei es wie mit Ketchup: Erst kommt nichts, dann alles auf einmal. Berlin nimmt diesen Moment nun vorweg. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hannes Heine

Wenn guter, demonstrativer Wille ausreichte, könnten sich Jens Spahn und Dilek Kalayci sicher über allerlei Zuspruch freuen. Der Bundesgesundheitsminister hat jüngst wortreich die Ketchup-Flasche bemüht, um zu verdeutlichen, wie sich aus seiner Sicht die Impfungen entwickeln werden. Mit den Impfstoffen sei es wie mit dem Ketchup, hatte Spahn gesagt. Lange muss man die Flasche kopfüber schütteln und es tut sich nichts, dann plötzlich flutscht die Sauce in einem dicken Schwall auf den Tisch.
Ein tomatenstarkes Bild – nur, dass dieser Effekt bislang nicht zu spüren ist.

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Berlins Gesundheitssenatorin Kalayci lässt trotzdem, sozusagen in Vorwegnahme des Ketchup-Moments, die Impf-Reihenfolge für die Arztpraxen aufheben, also die ungeliebte Priorisierung nach Alter, Vorerkrankung und Job. Doch das allein schürzt gutes Tun nur vor und deshalb sind diejenigen, die das politische Wollen umsetzten müssen, wütend.

Mit Aufhebung der Priorisierung hätte Berlin vielleicht warten sollen, bis genug Impfstoff da ist

Die Kassenärzte beschweren sich. In ihren Praxen werden nun massenhaft Berliner eine Corona-Impfung fordern. Vorab um Rat gefragt worden seien sie nicht, schlimmer noch, sie hätten auch gar nicht genug Impfstoff, wie für den erwarteten Andrang nötig sei. Tatsächlich – da sind sich Bund und Berlin einig – werden wohl erst im Juni halbwegs ausreichend viele Chargen geliefert. Bevor die Ketchup-Flut an- und bestehende Regeln aufgekündigt werden, hätte man besser zuerst sichergestellt, dass genug Impfstoff da ist.

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