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Politik: Landung auf Titan: Europas Raumsonde entdeckt Flussläufe Der Flug zum Saturnmond ist der größte Erfolg

der europäischen Raumfahrt

Berlin - Zum ersten Mal ist eine europäische Raumsonde auf einem anderen Himmelskörper gelandet und hat in der Nacht zu Sonnabend spektakuläre Bilder vom Saturnmond Titan zur Erde gefunkt. Sie zeigen einen von Eis und Eisbrocken bedeckten Mond sowie zugefrorene, mäandernde Flussläufe. „Alle Wissenschaftler sind begeistert“, sagte der Missionsleiter bei der europäischen Weltraumbehörde Esa, Jean-Pierre Lebreton, im Kontrollzentrum in Darmstadt. Die siebenjährige Wartezeit seit dem Start der Raumsonde habe sich gelohnt.

Die Landung auf Titan ist die technologisch anspruchvollste Mission in der Geschichte der Esa, die 1986 mit dem nahen Vorbeiflug am Kometen Halley ihren bis dato größten Erfolg verzeichnete. Beide Missionen waren der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa zu riskant. Die Nasa stellte allerdings mit „Cassini“ das Mutterschiff für den Transport der europäischen Sonde „Huygens“ zum Saturn bereit.

„Wir haben 1986 als Erste Aufnahmen von einem Kometenkern gemacht. Jetzt haben wir die ersten Bilder von der Oberfläche des Himmelskörpers in der Hand, der als einziger neben der Erde eine dichte Atmosphäre aus Stickstoff besitzt“, sagte Horst Uwe Keller dem Tagesspiegel. Der 63-jährige Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau baute damals wie heute maßgebliche Komponenten der Kamera. „Das ist ein Höhepunkt in meiner Karriere.“

Titan ist viel weiter von der Sonne entfernt als die Erde, auf der Oberfläche herrscht eine Temperatur von minus 180 Grad. Den ersten Bildern zufolge hat der Mond eine karge Oberfläche aus Wassereis, vermutlich aber vor allem aus gefrorenem Methan und anderen Stoffen. Es ist dort tagsüber deutlich heller als in einer irdischen Vollmondnacht, aber viel dunkler als bei uns am Tage.

Trotz Dunkelheit und diesiger Luft machte die Kamera hervorragende Aufnahmen. Um möglichst keine Messergebnisse und keines der mehreren 100 Fotos zu verlieren, mussten sämtliche Daten noch während des Sinkflugs an das Mutterschiff „Cassini“ und von dort zur Erde gefunkt werden. Mit am eindrucksvollsten sind die auf den Aufnahmen deutlich erkennbaren Flussläufe. Die Rinnen sind noch jung. Anscheinend ist dort vor nicht allzu langer Zeit Methan geflossen. „Wo die Eiskruste dünner ist, könnte flüssiges Material wie bei einem Geysir aus dem Boden kommen“, sagte Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin-Adlershof.

Vielleicht kommt das Methan jedoch auch von oben und regnet auf den Mond hinab, wo es bald gefriert. Dann würde es eine ähnliche Rolle spielen wie Wasser auf der Erde und einen Wetterzyklus ermöglichen. „Wir haben bereits vom Orbiter aus Wolken gesehen, die zum größten Teil aus Methan bestehen“, sagt Jaumann. Alle Prozesse laufen wegen der Kälte viel langsamer ab als auf der Erde. Die Forscher betrachten den Mond daher als „einzigartiges Chemie- Labor“. Die erfolgreiche Mission könnte den Absturz des europäischen Marsroboters „Beagle“ vor einem Jahr vergessen lassen.

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