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Terrorhelfer-Prozess: Motassadeq greift Bundesanwalt scharf an

Vor dem Urteil gegen ihn hat der Terrorhelfer Mounir al Motassadeq vor dem Hamburger Oberlandesgericht mehr gesagt als während der beiden Prozesse in den letzten fünf Jahren.

Hamburg - Wut klingt deutlich hörbar in seiner Stimme: Kurz vor dem Urteilsspruch im dritten Prozess gegen den Marokkaner Mounir al Motassadeq bricht die im jahrelangen Verhandlungsmarathon aufgestaute Emotion aus dem Angeklagten heraus. Sein Zorn richtet sich gegen die Bundesanwaltschaft: "Es gab nichts in Hamburg", sagt der 32-Jährige. "Sie drehen immer alles, wie Sie wollen. Für Sie ist das nur wie ein Spiel mit Gewinnern und Verlierern. Und das tut weh", sagt er an den Bundesanwalt Walter Hemberger gerichtet. "Ich bitte Sie, nachzudenken, was Sie mir angetan haben."

Kurz vor dem Urteilsspruch sagt der Marokkaner in seinem mehrere Minuten dauernden Statement damit wahrscheinlich mehr als während zweier kompletter Prozesse in fünf Jahren. Zwar verzichtet er anschließend auf das ihm formal zustehende letzte Wort. Doch zuvor richtet er um so emotionsgeladener seinen Blick und das Wort auf Dominic Puopolo. Der Amerikaner tritt seit dem ersten Prozess als Nebenkläger vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) auf. Seine Mutter saß in der von Todespilot Mohammed Atta am 11. September 2001 in das New Yorker World Trade Center gesteuerten Passagiermaschine.

"Ich verstehe Ihr Leid"

"Herr Puopolo, ich verstehe Ihr Leid, ich spüre dasselbe", sagt Motassadeq sichtlich aufgewühlt. "Mir wurde das selbe Leid zugefügt, meine Zukunft ist ruiniert. Ich bin wütend, genauso wie Sie." Es tue weh, wenn ihm etwas vorgeworfen werde, das er nicht getan habe. Er sei kein "Statthalter" der Hamburger Zelle um die Todespiloten des 11. September gewesen, er habe ja nicht einmal gewusst, dass diese in Amerika waren. Was er getan habe, sei für ihn "normal" gewesen.

Puopulo erwidert, es sei ihm wichtig, dass Motassadeq verstehe, "es geht mir nicht um Rache, es geht mir um Gerechtigkeit". Es sei ihm wichtig, "dass ich Ihnen vergebe, Ihr Leben ist nicht verwirkt", sagt der Amerikaner. Der Marokkaner werde eines Tages Gelegenheit haben, sein Leben wieder aufzubauen. "Andere haben das nicht, meine Mutter kann das nicht," betont der Nebenkläger.

Motassadeq schwört "bei Gott/Allah - wie Sie wollen" seine Unschuld, verneint, etwas von den Plänen der Attentäter gewusst oder gar ihrer Gruppe angehört zu haben. Sichtlich resigniert fügt er hinzu: "Ich weiß, die Sache ist schon erledigt." (tso/ddp)

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