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Guantanamo-Häftling: Neuer Streit im Fall Kurnaz

Der US-Sonderbotschafter Pierre Prosper beschuldigt die rot-grüne Bundesregierung, kein Interesse an einer Freilassung von Murat Kurnaz gezeigt zu haben. Das Auswärtige Amt wies die Behauptungen umgehend zurück.

Berlin - Das Auswärtige Amt (AA) trat Darstellungen des ehemaligen US-Sonderbotschafters Pierre Prosper entgegen, wonach seine Regierung den früheren Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz während dessen gesamter Haftzeit frei lassen wollte. Wenn dies tatsächlich der Fall gewesen wäre, sei nicht ersichtlich, was die USA an Kurnaz' Entlassung aus ihrem Gefangenenlager auf Kuba habe hindern können, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger. "Fünf türkische Häftlinge wurden freigelassen - warum nicht Herr Kurnaz?"

Der Sprecher bekräftigte zugleich, dass sich die Bundesregierung von 2002 an wiederholt auf unterschiedlichen Ebenen für den in Bremen geborenen Türken eingesetzt habe. Dies sei unter anderem gegenüber dem US-Außenministerium, dem Verteidigungs- sowie dem Justizministerium geschehen. Zudem habe sich auch die Türkei bei US-Stellen für Kurnaz eingesetzt. Aus Berliner Regierungskreisen verlautete, die USA hätten Kurnaz noch 2006 offensichtlich für gefährlich gehalten und hätten seine Überstellung nach Deutschland - im August 2006 - zunächst an Sicherheitsbedingungen geknüpft.

Prosper war als Sonderbotschafter nach einer etwaigen Entscheidung des US-Verteidigungsministeriums für die Freilassung eines Häftlings aus Guantanamo zuständig für die Verhandlungen mit dem jeweiligen Aufnahmeland. Er hatte im ARD-Magazin "Monitor" gesagt, die US-Regierung habe Kurnaz während seiner gesamten viereinhalbjährigen Haft in Guantanamo freilassen wollen. Das hätten sowohl Deutschland als auch die Türkei gewusst. "Während meiner gesamten Amtszeit hat Deutschland mir gegenüber niemals ein Interesse bekundet, und ich war die Person, die innerhalb der US-Regierung dafür zuständig war." (tso/dpa)

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