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Politik: Über die Versuche, die Herkunft der dubiosen Million zu erklären

Es ist garantiert, dass Joachim Hörster kein "Soze" ist, wie Helmut Kohl die Sozis verächtlich schimpft, sondern Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. Und es gilt als verbürgt, dass die CDU nicht die fünfte Kolonne Moskaus ist.

Es ist garantiert, dass Joachim Hörster kein "Soze" ist, wie Helmut Kohl die Sozis verächtlich schimpft, sondern Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. Und es gilt als verbürgt, dass die CDU nicht die fünfte Kolonne Moskaus ist. Ihr Umgang mit "Bimbes" aber ist von jenem Niveau, dass Kohl den Sozen zuschreibt. Selbst die eigenen Leute kommen angesichts der monetären Fallstricke überall, in Partei und in Fraktion, immer mehr ins Trudeln. So gestern der Parlamentarischen Geschäftsführer selbst. Er wollte der Klärung, der Aufklärung dienen, wie es die CDU-Fraktion mit, eben, einer Million "Bimbes" hält. Das ging daneben.

Sein eigenes Repertoire von Angaben zu der Million, die aus der Fraktion in den dichten Nebeln der Weyrauchschen Geheimkonten verschwand, um dann bar und geschrumpft bei der Mutterpartei zu landen, blieben blass und unpräzise. Ein kleines Potpourri aus der Veranstaltung in den CDU/CSU-Fraktionsräumen, direkt gegenüber dem Adlon: "Kann nicht mehr genau festgestellt werden", hieß es aus dem Munde Hörsters. Das Ganze sei "nur rudimentär zu ermitteln", es mangele an entsprechenden Unterlagen und es gebe große Wissenslücken. Auf Fragen der Journalisten hieß es ein ums andere Mal: "das ist mir nicht bekannt", "das ist nicht mehr feststellbar", "das ist nicht mehr zu belegen", "ich schätze mal", "das ist nicht vorstellbar" oder "das hat sich so ergeben". Zu guter Letzt dann noch: "Da bin ich auf die öffentliche Darstellung angewiesen." Wer nicht?

Hörster hätte in das Spalier der Fernsehkameras ebensogut rufen können: "Nichts Genaues weiß ich nicht, aber es ist auf jeden Fall legal!" Mit vielen "wäre" und "würde" gelang es ihm nichts zu sagen. Fast nichts. Und "fast nichts" zu verbreiten, war gestern offenkundig seine Mission. Die Frage, die wirklich interessante Frage, fiel keinem ein, die hätte er auch nicht beantwortet: In wessen Auftrag? Hatte etwa Schäuble "seinen" Geschäftsführer, den Mann mit "allen" Vollmachten, nach vorne geschickt, um sich selbst dabei in nicht unbeträchtliche Erklärungsnöte zu bringen? Oder war Hörster, was eine eher nahe liegende als bösartige Vermutung ist, eher im Geiste des Patriarchen erschienen, von jenem Herrn also gebrieft, mit dem er seit langer Zeit auf vertrautem, sehr vertrautem Fuße steht, Kohl? Hörster lief jedenfalls geradlinig auf Grund auf, und hat dabei ganz kräftig seinen Fraktionschef Schäuble nassgespritzt.

In welchem Zustand ist eine Fraktion, deren Parlamentarischer Geschäftsführer über den "Bimbes" zwar "Rücksprache mit Kohl" gehalten hat, Schäuble aber "erst Ende 1997 oder Anfang 1998" über die obskuren Modalitäten des Bargeldflusses in Kohls Geheimkonten informiert hat? In den Worten Hörsters lautet die Antwort: "Ich war mitnichten bösgläubig." Das waren anscheinend alle. Bis auf einen oder zwei oder drei ...

Rüdiger Scheidges

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