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Politik: Uran-Munition: "Die Strahlendosis war viel zu gering"

Deutsche Strahlenschützer schließen aus, dass deutsche Soldaten im Kosovo ernste Gesundheitsgefahren durch urangehärtete Munition zu erwarten haben. Nach Ansicht der Wissenschaftler vom GSF-Forschungszentrum ist die Strahlendosis, der die Soldaten durch Uranmunition ausgesetzt waren, viel zu gering, um Krankheiten wie Leukämie hervorzurufen.

Deutsche Strahlenschützer schließen aus, dass deutsche Soldaten im Kosovo ernste Gesundheitsgefahren durch urangehärtete Munition zu erwarten haben. Nach Ansicht der Wissenschaftler vom GSF-Forschungszentrum ist die Strahlendosis, der die Soldaten durch Uranmunition ausgesetzt waren, viel zu gering, um Krankheiten wie Leukämie hervorzurufen.

Die Mitarbeiter des GSF-Forschungszentrums in Neuherberg waren im Sommer 1999 vom Bundesverteidigungsministerium beauftragt worden, mögliche Gesundheitsrisiken durch urangehärtete Munition zu überprüfen. Sie untersuchten rund 120 Soldaten. Eine Gruppe wurde vor ihrer Stationierung im Kosovo sowie während des Einsatzes untersucht. Außerdem wurden Kosovo-Heimkehrer und einzelne, vermutlich gefährdete Soldaten untersucht. Gemessen wurde jeweils die Uranmenge im Urin. Sie gibt Aufschluss über die Uranbelastung der letzten Monate. "Alle Messwerte lagen im normalen Bereich", sagte Jürgen Roth vom GSF-Forschungszentrum dem Tagesspiegel. Lediglich bei einem Soldaten seien etwas erhöhte Urankonzentrationen im Urin gefunden worden, die sich aber durch ein besonders uranhaltiges Mineralwasser erklärt hätten. "Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass es irgendeinen Effekt auf die Gesundheit geben kann", lautet Roths Fazit. Trotzdem sollen weitere Messungen angestellt werden.

An einem ursächlichen Zusammenhang zweifelt Roth auch beim Fall des leukämiekranken deutschen Soldaten. Dieser war nach seinen Worten nicht im Kosovo, sondern in Bosnien eingesetzt, wo keine Uranmunition verwandt wurde. Zudem dauert es im Mittel etwa zehn Jahre, bis eine strahlenbedingte Leukämie (Blutkrebs) auftritt.

Das radioaktive Schwermetall Uran istüberall in der Erdkruste verbreitet, in einem Kilogramm Erdreich finden sich durchschnittlich dreitausendstel Gramm der strahlenden Substanz. Jeder Mensch nimmt täglich Uran zu sich, vor allem durch Wasser, frisches Gemüse, Getreide und bestimmte Fischarten. 98 Prozent des Urans werden gleich wieder mit dem Stuhl ausgeschieden. Wird Uran vom Körper aufgenommen, dauert es etwa 100 Tage, bis die Hälfte der Substanz den Organismus wieder verlassen hat. Entscheidend ist also nicht, dass Uran im Urin nachgewiesen wird, sondern in welcher Konzentration.

Über die Folgen einer langdauernden Uranaufnahme weiß man ziemlich gut Bescheid, weil im Uranbergbau in Sachsen und Thüringen damit traurige Erfahrungen bestehen. Die Bergleute der Wismut AG atmeten über Jahrzehnte Uran-Mengen ein, die die gewöhnliche Belastung um mehr als das 300 000fache überschritten, berichtet Herwig Paretzke vom GSF-Forschungszentrum. Es traten Tausende Fälle von Lungenkrebs auf, die Zahl der Leukämien war dagegen nicht erhöht. Auch das spricht nach Ansicht der Forscher gegen Uranstaub als Auslöser der bei den Nato-Soldaten beobachteten Krebsleiden.

Der Strahlenschützer Herwig Paretzke hält es für denkbar, dass hinter einem möglicherweise erhöhten Blutkrebs-Risiko auch bestimmte Viren stecken können. Es sei möglich, dass Soldaten in der fremden Umgebung besonders anfällig für die "ungewohnten" Krankheitserreger seien, sich ansteckten und als Spätfolge Blutkrebs bekämen, sagte er.

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