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Brandenburg: Die große Koalition in der Idylle

Im brandenburgischen Schloss Genshagen will das Bundeskabinett seine Reformvorhaben beraten

Genshagen - „Das ist eine Ehre für uns, dass sie zu uns kommen. So nah kommt man den Leuten ja sonst nie“, sagt Gottfried Schindler. Mit „den Leuten“ meint der Ortsvorsteher von Genshagen bei Berlin das Bundeskabinett um Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Am Montag und Dienstag will die Bundesregierung in dem 1100-Einwohner-Dorf zu einer Klausurtagung zusammenkommen, um ihre Reformvorhaben zu beraten. Ein Treffen der Bürger mit Merkel und ihren Kabinettskollegen ist nicht geplant. „Das ist schade“, sagt Schindler. Von dem hohen Besuch hätten die Genshagener im Übrigen leider nur aus der Presse erfahren.

Schindler hofft, dass sich die Politiker in dem Ort wohl fühlen. Dieser sei idyllisch von Wäldern und Wiesen umgeben. Zudem passe der Ort zu der großen Koalition unter einer „hoffentlich erfolgreichen Kanzlerin aus der Mark“, sagt der parteilose Schindler. Zum einen lagen CDU und SPD bei den jüngsten Wahlen in der Gunst der Einwohner immer gleichauf. Zum anderen sei das neue, florierende Gewerbegebiet „Brandenburgpark“ ein Beispiel für den „Aufschwung Ost“. Und ein großer Baumarkt im Ort biete schließlich alles für das Bohren dicker Reformbretter, scherzt er.

Tagungsort für das Kabinett ist das Schloss, das in seiner heutigen Form von 1878 bis 1880 auf dem Fundament eines vermutlich um 1700 erbauten Herrenhauses errichtet wurde. Seit 1993 ist es Sitz des Berlin-Brandenburgischen Instituts für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa und nach einer Renovierung im Jahr 2004 ein hochmoderner Tagungsort. Das Schloss biete alleine schon durch seine Geschichte ideale Voraussetzungen für die Planung von Reformen, sagt Henning Fülle, Koordinator des Instituts für die Tagung. „Hier ist auf einer alten Substanz etwas Neues und Schönes entstanden.“ Auch das Ambiente sei für arbeitsreiche Tage gut geeignet. Der 7,5 Hektar große Schlosspark sei wunderschön, um sich nach langen Sitzungen mal die Beine zu vertreten. Tagen werde das Kabinett im großen Saal. Merkel werde dabei so sitzen, dass sie durch die großen Fenster einen Blick auf den Park werfen könne, sagt Fülle. Im Kaminzimmer werde am Montagabend ein Büfett mit dem Titel „Streifzug durch Deutschland“ geboten. Serviert werden unter anderem Westfälischer Bauernschinken, Frankfurter Kartoffelsalat, gebratener Havelzander und zum Nachtisch Bayerische Creme.

So wird die Kabinettsklausur der großen Koalition wohl in einem ebenso angenehmen Ambiente wie die beiden Tagungen des rot-grünen Kabinetts 2003 und 2004 im märkischen Schloss Neuhardenberg stattfinden. Damals saß die Regierung unter Gerhard Schröder (SPD) im Hochsommer im lauschigen Garten der ehemaligen Residenz des preußischen Reformkanzlers Karl August von Hardenberg. Dort beschloss sie 2003 das Vorziehen der dritten Stufe ihrer Steuerreform. Bleibt abzuwarten, was der großen Koalition bei ihrer Zusammenkunft in Brandenburg gelingt.

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