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Brandenburg: Flughafen geht in entscheidende Phase

Letzte Instanz: Im Februar verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über Anwohner-Klagen

Schönefeld - Nach mehr als zehn Jahren Planung erschien es manchen schon wie eine unendliche Geschichte. Doch jetzt geht es für den neuen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) endgültig in die alles entscheidende Phase: Anfang Februar verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig als letzte Instanz über Klagen von Anwohnern. Mehr als 4000 Ausbaugegner wollen das zwei Milliarden Euro teure Großprojekt noch kurz vor dem Ziel stoppen. Mit einem Urteil wird bis zum Sommer gerechnet. Danach sollen die Bagger nicht länger warten - hoffen die Planer, Fluggesellschaften und die Wirtschaft.

An einen ablehnenden Richterspruch wollen die Bauherren des BBI jedenfalls gar nicht denken. Der Flughafen für zunächst 22 Millionen Passagiere sei „das größte Infrastrukturprojekt Ostdeutschlands“, wirbt Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft ist. Die ganze Region brauche die erwarteten zusätzlichen Arbeitsplätze, sagt Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Und auch der Bund als dritter Airport-Gesellschafter neben den beiden Ländern setzt auf grünes Licht: Als „Projekt von bundespolitischer Bedeutung“ führten Union und SPD den BBI eigens in ihrem Koalitionsvertrag auf.

Vor den hochfliegenden Erwartungen steht aber noch die akribische Prüfung vor Gericht – und ein hartes Ringen der Juristen. Die Anwälte der Ausbaugegner hatten im vergangenen Jahr mit Eilanträgen bereits einen weitgehenden Baustopp bis zum endgültigen Votum der Leipziger Richter durchgesetzt. Die geplante Eröffnung des BBI musste daraufhin um ein weiteres Jahr auf 2011 verschoben werden. In der Hauptverhandlung wollen die Anwohner nun auch Wertverluste an Häusern und Grundstücken von mindestens zwei Milliarden Euro geltend machen. Die Größenordnung mache eine Verwirklichung des Projekts zweifelhaft, argumentiert Anwalt Wolfgang Baumann, der 2400 der insgesamt 4000 Kläger vertritt.

Um das aufwendigste Verfahren seiner Geschichte zu bewältigen, hat das Bundesverwaltungsgericht vier Musterklagen ausgewählt. Über sie will der vierte Senat vom 7. Februar an zwei Wochen lang mündlich verhandeln. Die Liste der Themen reicht von Altlasten bis zum Lärm, vom Naturschutz bis zur Flugsicherheit. Und auch die grundsätzlichen Fragen nach dem Standort, dem generellem Bedarf und der Dimension kommen noch einmal auf den Tisch. Angesichts der Fülle des Stoffes werde das Urteil erst später bei einem gesonderten Termin verkündet, informierten die Richter schon einmal die Beteiligten.

Vor Ort, auf dem Gelände des Flughafens Berlin-Schönefeld, haben die Vorbereitungen für den Tag X schon begonnen. „Wir haben den zulässigen Rahmen voll genutzt“, sagt Flughafenchef Dieter Johannsen- Roth. Seit Erhalt der jetzt vor Gericht liegenden Baugenehmigung im Sommer 2004 wurden Aufträge für rund 100 Millionen Euro vergeben. Das Planerteam ist auf über 50 Experten gewachsen, damit der eigentliche Ausbau nach der erhofften Freigabe rasch starten kann. Denn Zeit zu verlieren haben die Macher nicht mehr – obwohl der Luftfahrtstandort nach langer Flaute schon jetzt kräftigen Auftrieb spürt.

Mit dem Rekord von 17 Millionen Passagieren eroberte Berlin im vergangenen Jahr bundesweit Platz drei hinter den großen Drehkreuzen Frankfurt/Main und München. Doch der hauptstädtische Luftverkehr läuft 17 Jahre nach dem Fall der Mauer noch immer über die drei wenig effizienten Flughäfen aus den Tagen der Teilung: Tegel, Schönefeld und Tempelhof. Und mit provisorischen Anbauten wie bisher seien die künftigen Anforderungen nicht zu erfüllen, sagt Johannsen-Roth.

Die Industrie- und Handelskammer machte sich denn auch vor Kurzem noch einmal für den BBI als „Luftkreuz für Nord- und Osteuropa“ stark.

Sascha Meyer

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