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Brandenburg: „Geld spielte keine Rolle“

Tempodrom: Architekt äußerte sich im Berliner Untersuchungsausschuss

Tempodrom: Architekt äußerte sich im Berliner Untersuchungsausschuss Berlin - Besonders überraschend findet Meinhard von Gerkan die Kostenexplosion beim Bau des Berliner Veranstaltungshauses Tempodroms nicht. „Das ist doch die Regel bei öffentlichen Bauten“, erzählte der Star-Architekt am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses: „Es werden unrealistische Kosten genannt“, weil die Öffentlichkeit moderate Zahlen hören wolle. So sei das auch bei dem von ihm entworfenen Kreuzberger Kulturbau gewesen. Die Kosten des als Privatprojekt gestarteten Vorhabens waren von einst 16 beim Bau 2001 auf rund 32 Millionen Euro gestiegen, größtenteils öffentliche oder vom Land Berlin verbürgte Gelder. „Politischer Wunsch und Realität stimmen eben oft nicht überein“, sagte lapidar der Architekt mit der grauen Mähne, zu dessen Werken der Flughafen Tegel, der künftige Hauptbahnhof und weltweit viele repräsentative Bauten gehören. Als er vor sieben Jahren von den Betreibern des Tempodroms beauftragt wurde, einen Entwurf für ihren Neubau vorzulegen, sei über „konkrete Kosten“ nie geredet worden. Die habe später ein anderes Büro errechnet – und kam eben auf jene von den Beteiligten gewünschte Summe, die sich aber im Nachhinein als unrealistisch herausstellte. Die Abgeordneten waren nach von Gerkans Worten unsicher, ob sie der Schilderung glauben können. Er könne sich nicht vorstellen, dass mit dem Architekten nie über Kosten gesprochen wurde, sagte der Ausschussvorsitzende Michael Braun (CDU) – als „Sittengemälde von Berlin“ sei von Gerkans Bericht aber erhellend.Carl Wechselberg (PDS) fand, von Gerkan passe perfekt zum Tempodrom: „Mit großer Geste in völliger Ignoranz gegenüber den Kosten wird ein Entwurf skizziert und dann umgesetzt, ohne sich über die Konsequenzen klar zu sein.“ Dahinter ein „Komplott“ zu vermuten, bei dem vorsätzlich Mehrkosten erst verheimlicht und dann dem Land aufgebürdet wurden, findet Wechselberg dann aber doch „zu spekulativ“. Dafür müsse man erst die Tempodrom-Gründer Irene Moessinger und Norbert Waehl befragen. Die verweigerten bisher wegen eines Ermittlungsverfahrens die Aussage. Fehlende Kontrolle bemängelten die Abgeordneten auch bei der Landesbank Berlin LBB und bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC, von denen je ein Vertreter befragt wurde. Dilek Kolat (SPD), Oliver Schruoffeneger (Grüne) und Christoph Meyer (FDP) fanden es übereinstimmend „erschreckend“, dass sich die Wirtschaftsprüfer in ihrem Gutachten zur Landesbürgschaft auf ungeprüfte Zahlen der Tempodrom-Betreiber verlassen habe. Auch habe die Bank Geld ausgezahlt, ohne dass die Gesamtfinanzierung des Baus gesichert sei.

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