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Update: Tödlicher Übergriff im Havelland: Landwirt erschießt Mitarbeiter des Veterinäramtes

Die Mitarbeiter des Veterinäramtes wollten die Rinder eines Landwirts beschlagnahmen, weil er diese nicht artgerecht hielt. Der Mann griff daraufhin zur Waffe.

Klein-Behnitz - Ein 72-jähriger Grundstückbesitzer hat am Dienstag auf seinem Hof in Klein-Behnitz bei Nauen (Havelland) einen Mitarbeiter des Veterinäramtes erschossen. Drei Mitarbeiter des Amtes hätten den Landwirt am Vormittag aufgesucht, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Brandenburg. Der Mann ließ die Mitarbeiter zunächst noch gewähren, erschien dann aber plötzlich mit einem Gewehr. Daraufhin habe er das Feuer eröffnet. Der Landwirt hat auf einen 61 Jahre alten Mitarbeiter des Veterinäramtes geschossen und ihn dadurch tödlich verletzt. Der Mann erlag noch am Tatort seinen schweren Verletzungen.

Wie die Polizei weiter mitteilte, wollten die Veterinäramts-Mitarbeiter die Rinder des Mannes beschlagnahmen, weil sie offenbar nicht artgerecht gehalten wurden.

Die anderen beiden Mitarbeiter blieben unverletzt. Sie konnten sich auf ein Nachbargrundstück retten und alamierten von dort aus die Polizei. Sie standen unter Schock, so ein Polizeisprecher. Als die Polizei auf dem Grundstück eintraf, konnte sie den 72-Jährigen überwältigen und festnehmen.

Landwirt brüllte vor Wut

Als zwei Viehtransporter anrollten und die Behördenmitarbeiter auf den Hof kamen, habe der Bauer vor Wut laut gebrüllt, schilderte der Nachbar Friedhelm Sackwitz, der schräg gegenüber im Dorf wohnt. "Dann fuchtelte er mit der Waffe herum", sagte der Augenzeuge. Erst habe er einen Schuss und dann noch einen gehört. Der Landwirt sei weiter mit der Waffe in der Hand über seinen Hof gelaufen, berichtete der 55-jährige Augenzeuge. An der Haltestelle vor dem Hof habe gerade ein Bus gehalten.

Ein anderer Nachbar habe Polizei und Feuerwehr alarmiert, sagte Sackewitz. Als nach einer Stunde niemand gekommen sei, habe er in einer Zeitungsredaktion angerufen und um Hilfe gebeten. "Die Tiere waren sein Ein und Alles", sagte Sackewitz über den Mann. In der Vergangenheit sei der Hof in der Mitte des kleinen Dorfes immer vorzeigbar gewesen. Doch in letzten Zeit sei dem Landwirt, der nur im Nebenerwerb tätig war, wohl alles über den Kopf gewachsen, meinte Sackewitz. Rinder seien unbeaufsichtigt geblieben und sogar auf der Straße umhergelaufen. "Unsere Ratschläge, die Tierhaltung aufzugeben, wollte er nicht hören", sagte der 55-Jährige. Nach Beschwerden sei schließlich das Veterinäramt eingeschaltet worden.

Rinder-Herde zwischendurch bei anderem Bauern untergekommen

"Diese irrsinnige Tat ist nicht mit Worten zu beschreiben", betonte der Landrat von Havelland, Burkhard Schröder (SPD). Im vergangenen Sommer habe der Landwirt die Auflage erhalten, den Rinderbestand auf fünf Tiere zu reduzieren. Vorübergehend sei die Herde bei einem anderen Bauern untergekommen. Als sich die Situation nach der Rückkehr der Tiere nicht besserte, hätten dem 72-Jährigen die Rinder entzogen werden sollen.

Nun ermittelt die Kriminalpolizei der Polizeidirektion West und die Staatsanwaltschaft Potsdam.

Nach dpa-Informationen arbeitete der 72-Jährige im Nebenerwerb als Landwirt. Im Laufe des Tages wurden alle seine Rinder abtransportiert. Er gehörte nicht dem Bauernverband an. (PNN/dpa)

Gudrun Janicke

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