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Landeshauptstadt: Ab Sonntag ins „Forsthaus Templin“

Seit 1834 bestehendes Ausflugslokal nach sechsjährigem Leerstand wieder geöffnet

Seit 1834 bestehendes Ausflugslokal nach sechsjährigem Leerstand wieder geöffnet Von Erhart Hohenstein Caputher Heide. Am Sonntag , 14 Uhr, ist es soweit – das traditionsreiche Ausflugslokal „Forsthaus Templin“ öffnet nach sechsjähriger Schließung seine Pforten. Thomas Köhler und Jörg Kirchhoff, die das Gasthaus auf dem 6490 m² großen Grundstück erworben und seit April saniert haben, bieten den Eröffnungsgästen bernsteinfarbenes Lagerbier und dunkleren, süffigen Weihnachtsbock an. Gruppen können sich ein Zehn-Liter-Fässchen auf den Tisch stellen lassen. Die beiden Eigner treten mit dem neuen Konzept einer „Braumanufaktur“ an. In zehn Edelstahltanks reifen je Sud etwa 4000 Hektoliter verschiedener Biersorten heran. Zwei kupferne Sudkessel aus den zwanziger Jahren und von der einstigen Malzbierbrauerei Seibert in Babelsberg übernommene Eichenfässer, Gärbottiche und Bierflaschen geben dem Ganzen einen nostalgischen Touch. Gäste können sich durch die Brauerei führen lassen und im Februar an einem Brauseminar teilnehmen. Gebraut werden soll auch wieder die „Potsdamer Stange“. Sie wird im 94 Plätze bietenden Gastraum, zu dem sich im Sommer ein 100 Personen fassender Biergarten mit Kinderspielplatz gesellt, angeboten und in Henkelflaschen, Siphons und Zehn-Liter-Fässchen außer Haus verkauft. Über ein Vertriebssystem sollen auch andere Gaststätten beliefert werden. Die Küche bietet solide deutsche Gerichte. Auf der Speisekarte werden unter anderem Wildgulasch, Eisbein und Braumeistersteak stehen, alles unter zehn Euro. Außerdem sind mehrere Brotzeiten (3,60 Euro) verzeichnet, deren Grundlage das aus einem Nebenprodukt des Brauprozesses gebackene Treberbrot ist. An den beiden Weihnachtsfeiertagen ist Gänseessen angesagt, Silvester gibt es ein Buffet und Musik. Karten dafür werden ab 17. Dezember angeboten. Jörg Kirchhoff und Thomas Köhler, beide 33 Jahre alt, kommen aus dem Fach und aus der Region. Der Kleinmachnower Kirchhoff und der Potsdamer Köhler haben in der Landeshauptstadt das Brauerhandwerk erlernt, an der TU Berlin ein Studium angefügt und sich in Schleswig und im Emsland erste berufliche Sporen als Braumeister verdient. Als heimatverbundene Menschen werden sie auch die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes sichtbar machen. Dazu haben sie fleißig Postkarten gesammelt, die älteste von 1905, und wollen sie als Reproduktionen anbieten. Das „Kavalier- und Gesellschaftshaus“ für die Unterbringung von Gästen gehörte einst zum 1819 durch den pensionierten General Friedrich von Bismarck erworbenen Gutsgelände. Hier verbrachte dessen Neffe, der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck, mehrfach die Schulferien. 1834 richtete der Kaufmann Eduard Reinhardt eine „Tabagie“ ein und nannte sie „Forsthaus Templin“, obwohl dort nie ein Förster wohnte. Ab Anfang der 30er Jahre erlebte das Ausflugslokal einen Boom. In das Gästebuch, das leider „verschollen“ ist, trugen sich u.a. der Schauspieler Gustav Fröhlich, der Astronom Bruno H. Bürgel und der Komponist Gustav Büchsenschütz ein. Nach der „Wende“ scheiterten zwei Versuche, dem Ausflugslokal nahe dem Strandbad Templin neues Leben einzuhauchen. Morgen wird nun es mit erneuertem Dach, das durch Gauben und Biberschwänze sein denkmalgerechtes Aussehen bewahrte, sandsteinfarbener Fassade und mit viel Holz gestaltetem Gastraum wieder die Türen öffnen. Forsthaus Templin, Templiner Str. 102, 14473 Potsdam, Tel. 033209/217979 , geöffn. so.-do. 11 - 23 Uhr, ftgs/sa. 11 - 01 Uhr.

Erhart Hohenstein

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