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Aus dem GERICHTSSAAL: Auf Bewusstlosen eingetreten

Turbulentes Ende einer Silvesterfeier / Bewährung

Aus dem GERICHTSSAALTurbulentes Ende einer Silvesterfeier / Bewährung Glaubt man Lars L.* (22), so ist sein Platz auf der Anklagebank purem Zufall geschuldet. „Vor der Tür des Klosterkellers schubsten sich mehrere Personen. Plötzlich lag jemand reglos am Boden“, erinnert sich der Koch. „Die Polizei hat mich mitgenommen, weil ich am Tatort war. Aber ich habe wirklich nichts gemacht.“ Hannes H.* (24) – der zweite Angeklagte – schweigt vorerst zum Vorwurf, in der Nacht des Jahreswechsels 2003/2004 gemeinsam mit Lars L. einen jungen Potsdamer auch dann noch mit Fäusten und Füßen bearbeitet zu haben, als dieser bereits bewusstlos war. Das Opfer Daniel D.* (26) erlitt nach dem Martyrium eine Gehirnerschütterung sowie eine multiple Gesichtsschädelfraktur. Im Zeugenstand berichtet der Automobilkaufmann: „Ein Freund von mir hatte Zoff mit einem Typen. Ich wollte dazwischen, um zu schlichten.“ Allerdings sei er von mehreren Leuten, unter ihnen die Angeklagten, daran gehindert worden. „Ich wurde geschubst. Jemand versetzte mir mit dem Fuß einen Tritt gegen den Kopf.“ Daniel D. krachte auf einen am Straßenrand geparkten Golf, wurde ohnmächtig. Wer ihn danach wie misshandelte, vermag er daher nicht zu sagen. Zwei Polizisten bogen mit ihrem Zivilfahrzeug gerade in die Friedrich-Ebert-Straße ein, als die Auseinandersetzung in vollem Gange war. Als Zeuge geladen, ist sich ein Beamter sicher, Hannes H. beim Zutreten beobachtet zu haben. Als Täter erscheint in der wenig später gefertigten Anzeige namentlich allerdings Lars L. Ein Kumpel von Hannes beruft sich im Zeugenstand auf alkoholbedingte Erinnerungslücken, will aber noch genau wissen, dass das spätere Opfer ohne Vorwarnung auf den Angeklagten einschlug. Hannes habe zurückgehauen, aber nicht getreten. „Ich habe gesehen, wie sich Daniel und Hannes schubsten“, so ein weiterer Augenzeuge. Als er in die Nähe der Kampfhähne geriet, habe er zwei Faustschläge abbekommen, sei auf die Straßenbahngleise gefallen. Im selben Moment sei eine Tram nur 20 Zentimeter entfernt von seinem Kopf vorbeigefahren. „Da lag Daniel schon bewusstlos am Boden.“ Hannes habe den Reglosen mit dem Fuß ins Gesicht getreten, erzählt ein weiterer Zeuge. Nach mehrstündiger Verhandlung räumt Hannes H. einen Schlag gegen den später Verletzten ein. Das Gericht sieht auch die Fußtritte gegen den Wehrlosen als erwiesen an. Das Urteil: Zehn Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung, Freispruch für Lars L. (*Namen geändert.) Hoga

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