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Baumfällarbeiten am Springbruch sorgen für Anwohnerbeschwerden.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Update

Bäume mit „Höllenmaschine“ herausgezogen: Anwohner beschweren sich über Fällarbeiten an der Potsdamer Waldstadt

Laut Landesforstbehörde finden schon lange nötige Pflegemaßnahmen nun endlich statt – auch in anderen Potsdamer Waldgebieten.

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Nach Anwohnerbeschwerden hat der Landesbetrieb Forst den Grund für aktuelle Baumfällungen und weitere Arbeiten im Bereich der Waldstadt II erklärt. Auf PNN-Anfrage sagte Behördensprecherin Ellen Schlieker, vor Ort werde an der Pflege des Bestands gearbeitet. „Teile der jetzt bearbeiteten Flächen werden für Verjüngungsmaßnahmen vorbereitet.“ Es gehe also um Platz für nachwachsende jüngere Bäume. Dafür müsse aber ein Teil der Bäume – 20 bis 30 Prozent – entnommen werden.

Die Arbeiten seien schon viele Jahre geplant, machte die Sprecherin deutlich. „Die Eingriffe sind seit mehr als 20 Jahren überfällig.“ Doch möglich seien sie erst jetzt, nach einer vollständigen Absuche auf eine Kampfmittelbelastung, weil zuvor Sprengkörper im Boden vermutet wurden. Eine Anwohnerin hatte den PNN von einem Kahlschlag berichtet, Bäume würden lautstark „mit einer Höllenmaschine“ herausgezogen und zerstückelt. Die Forstsprecherin sagte, es gehe um die maschinelle Holzernte, bei der aber keine Freiflächen geschaffen werden sollten.

Die Eingriffe in die Wälder sind schon seit Jahren geplant.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Überhaupt finden in den Wäldern der Stadt einige Pflegearbeiten statt – laut einem Bericht der „Märkischen Allgemeinen“ demnächst auch im Wildpark zwischen Potsdam-West und Geltow. Dort werde ebenfalls gezielt Platz für junge Bäume geschaffen, in dem zum Beispiel angegriffene Pflanzen gezielt entnommen werden, hieß es. Solche Arbeiten dienten der Stabilität der Bestände, sagte Sprecherin Schlieker. Der zuständige Revierleiter Karsten Kayserling sagte den PNN, man wolle die Naturverjüngung aus kleinen Buchen, Eichen und anderen Laubbäumen fördern. „So kann ein natürlicher Waldumbau hin zu Mischwald erreicht werden.“ Die Fällarbeiten könne man wohl Anfang nächster Woche abschließen.

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Waldbericht sieht jeden fünften Baum als stark geschädigt

Bekanntermaßen leiden auch die Potsdamer Wälder unter den Folgen des Klimawandels, gerade wegen der Trockenheit und der Hitzeperioden in den vergangenen Jahren. Das vermindere die Widerstandsfähigkeit gegen Pilze und Schädlinge, hatten Vertreter des Forstbetriebs erst im vergangenen November den PNN erklärt. So wird „jeder fünfte Baum als deutlich geschädigt beurteilt“, heißt es auch im aktuellen Waldzustandsbericht für das Land Brandenburg.

Auch das für die Jahreszeit zuletzt deutlich zu warme Wetter haben Forstexperten als bedrohlich für Bäume wahrgenommen, weil sie zu früh Knospen austreiben und mehr Schädlinge den Winter überleben könnten. Als Gegenmaßnahme – auch im Sinne des Brandschutzes – versucht Brandenburg den Waldumbau. Ziel: viele verschiedene Baumarten statt Kiefern-Monokulturen.

Laut Waldflächenverzeichnis gibt es in Potsdam rund 5000 Hektar Wald, etwa die Hälfte davon befindet sich in Landesbesitz. Auf dem Potsdamer Stadtgebiet gibt es vier größere Waldgebiete: Der Königswald bei Sacrow, das Gebiet zwischen Waldstadt und Caputh, der Wildpark und das Katharinenholz zwischen Bornim und Eiche. Auch von dort hatte es schon Anwohnerbeschwerden wegen viele umgefallener und abgeknickter Bäume gegeben, bereits 2020 hatte der Forstbetrieb von einem „verstärkten Absterbeprozess“ für diesen Bereich gesprochen. Auslöser waren auch da die „unnormalen Witterungsverläufe“ sowie Stürme der vergangenen Jahre.

Überdies haben angesichts der vielen Parks und Grünflächen wie berichtet auch die Schlösserstiftung und die Stadtverwaltung mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen: Zunehmende Trockenheit verbunden mit einer anhaltenden Folge von immer wärmeren Sommern überfordern die jeweiligen Baumbestände. So hatte das Rathaus beispielsweise vor eineinhalb Monaten gemeldet, dass die vor rund 90 Jahren gepflanzte Rotbuche am Schwanentorhaus auf der Freundschaftsinsel noch im Winter gefällt werden muss. Der imposante Baum sei durch Pilzbefall im Zuge von Dürreperioden eingegangen, hieß es.

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