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Sport: Ein bisschen Freude USV-Basketballer haben sich mit ihrer hoffnungslosen Situation arrangiert

Am späten Sonnabend stand Alexander Schubert auf dem hellen Parkett der Uni-Sporthalle in Golm und genoss die Magie des Augenblicks. Gerade hatten die von ihm betreuten Basketballer des USV Potsdam ihr Heimspiel in der 2.

Am späten Sonnabend stand Alexander Schubert auf dem hellen Parkett der Uni-Sporthalle in Golm und genoss die Magie des Augenblicks. Gerade hatten die von ihm betreuten Basketballer des USV Potsdam ihr Heimspiel in der 2. Regionalliga Ost gegen den DBV Charlottenburg mit 76:75 für sich entschieden. Schubert trug, wie um ein besonderes Ereignis entsprechend zu würdigen, einen gediegenen dunkelblauen Anzug mit gleichfarbiger Krawatte. Normalerweise kommt der 28-Jährige im T-Shirt oder Pullover in die Halle. „Ich habe den Jungs vorher gesagt, dass ich im Anzug erscheine, weil mir ihr Auftritt in der Vorwoche so gut gefallen hat.“ Schubert meinte das 89:90 gegen TuS Lichterfelde II, das Augenzeugen als Fallbeispiel tragischen Scheiterns in Erinnerung bleibt. Seine Geste sagt viel über das Binnenklima beim Aufsteiger, der mit 4:22 Punkten Tabellenletzter ist. Schubert, den sie innerhalb des Teams Coach nennen, ist im zweiten Jahr Trainer bei Potsdams Uni-Basketballern. Bei aller Hoffnungslosigkeit der sportlichen Situation scheint er hochzufrieden mit seinem Dasein und dem des Vereins in der vierthöchsten Spielklasse. „Wir sind eine Ansammlung von ganz verschiedenen Charakteren, die ein gemeinsames Hobby haben, zuletzt immer besser mit einander harmonierten und sich nun endlich wieder einmal belohnen konnten.“ Parallelen zum Handball-Bundesligisten Post Schwerin lassen sich ziehen. Ähnlich den Mecklenburgern, die als Aufsteiger zu Weihnachten niederschmetternde 0:30 Zähler aufzuweisen hatten und dennoch den deutschen Rekordmeister VfL Gummersbach mit 28:27 bezwingen konnten, war der USV Potsdam im Herbst in neuer Umgebung eigentlich chancenlos, weil sportlich überfordert. Schubert benannte am Montag die eventuellen Perspektiven des Teams, das in der derzeitigen personellen Besetzung aller Wahrscheinlichkeit nach keine neue Spielzeit in Angriff nehmen wird. Die Wege trennen sich, einige aus der Truppe beenden ihr Studium und verlassen Potsdam. Daniel Thiel beispielsweise, mit erst 28 Jahren der Älteste beim USV, wird seiner Berufung als Betriebswirt nachgehen, Christian Hartwig der als Zahnarzt. Auch Autodidakt Schubert, der vor drei Jahren einmal einen vom brandenburgischen Verband veranstalteten Trainerlehrgang absolvierte und ansonsten zu Hause „ein paar schöne Bücher über Basketball im Regal hat“, wird für die drei wöchentlich anstehenden Trainingseinheiten keine Zeit mehr investieren können. Der angehende Arzt und Vater einer zweijährigen Tochter namens Lilu hat an der Humboldt-Uni sein zweites Staatsexamen absolviert und wird nach der Saison ein einjähriges Klinikpraktikum beginnen. „So ist der Lauf der Dinge. Wir haben uns alle mit der Situation arrangiert und wollen in der Rückrunde noch ein paar Mal von uns hören lassen.“ Alexander Schubert ist stolz. Zuerst auf sein Team und dann ein bisschen auch auf sich. Und er gerät in Erinnerung an Erlebtes und im Ausblick auf Kommendes ins Schwärmen: „Wir haben den Mief enger Turnhallen einmal hinter uns gelassen, in der Magdeburger Hermann-Gieseler-Halle und der Dessauer Anhalt-Arena gastiert und spielen noch in der Lausitz-Arena in Cottbus. Unser sportliches Dasein ist temporär, mehr ist nicht drin. Wir haben um unsere Grenzen gewusst als wir aufgestiegen sind.“ Am kommenden Wochenende ist Ruhe, am 29. Januar ist der USV in Golm wieder in Aktion. Gegner wird mit dem BBC Magdeburg II ein Team sein, das an einem neuerlichen guten Tag der Potsdamer zu packen ist. Thomas Gantz

Thomas Gantz

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