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Sport: Ein Dorf auf den Beinen – bis zur Ligaumbenennung Motor Babelsberg ohne Anatolij Hoppe gegen Mecklenburg

Während der Saison verdoppelte sich die Einwohnerzahl des Dorfes Mecklenburg für zwei Stunden. Rhythmisch, alle zwei Wochen.

Während der Saison verdoppelte sich die Einwohnerzahl des Dorfes Mecklenburg für zwei Stunden. Rhythmisch, alle zwei Wochen. Jeden zweiten Samstag pilgerten tausend Menschen in die Sport- und Mehrzweckhalle des unscheinbaren Ortes sechs Kilometer von Wismar entfernt. Von der Ostsee kommend auf dem Weg nach Schwerin, entlang der sanierten Einfamilienhäuser und verfallenden Wohnblocks, schreckt einzig die Sporthalle aus der Gleichheit Mecklenburger Durchschnitssgemeinden abseits der Urlaubshochburgen. Am heutigen Samstag um 15 Uhr gehen dort wieder die Boxer des neuen Boxteams Mecklenburg an den Start, der Gegner diemal heißt Motor Babelsberg. Doch die Kulisse aus den Kämpfen der Vergangeneheit zwischen der KG Wismar/Schwerin und Zweitligisten wird so wohl nicht mehr sein. Denn mit der Umbenennung der 2. Bundesliga in Oberliga A durch einen Verbandsbeschluss ließ nach Aussage von Vereinsvertretern sowohl das Medieninteresse als auch das Publikumsinteresse nach. Einen Heimkampf hatten die Mecklenburger in dieser Saison, der wurde auch gewonnen – doch Eintritt zahlen wollten dafür nur gut einhundert Boxfans. Während der frühere Zweitligist von der Umbennung der Klasse nicht profitierten, sieht Babelsbergs Manager Ralph Mantau an seinem Team ein ununterbrochenes Interesse. Denn für ihn und seine Boxer war es sportlich gesehen ein Schritt nach oben, nachdem der zuletzt immer wieder angepeilte Aufstieg in die Zweitklassigkeit verfehlt wurde. Einen Sieg hat die Babelsberger Mannschaft in dieser Saison noch nicht einfahren können, zwei Niederlagen gab es gegen Neuling Mühlheim (13:11) und daheim gegen Demmin (10:12) – die dritte könnte folgen. „Durch den Ausfall von Anatolij Hoppe sind wir sehr geschwächt“, sagte Mantau. Der für Babelsberger boxende Hamburger Hoppe liegt mit einer starken Erkältung im Bett und kann die von Mantau in der Theorie sicher eingeplanten zwei Siegpunkte nicht im Ring verteidigen. Und auch der Ersatzmann, Mantaus Sohn Marcel, weilt derzeit nicht im Land. Der mehrfache Landesmeister fuhr eine Woche lang in Südtirol Ski, kommt heute morgen nach einer Nachtfahrt zurück und wechselt sofort die Busse, um nach Mecklenburg zu fahren und eventuell in den Ring zu steigen. Auch Daniel Minor-Rühr steht noch auf der Kandidatenliste Mantaus, nachdem Matthias Kaiser und Alexander Philipp bereits im Vorfeld ihre Abstinenz beim dritten Saisonwettkampf bekundeten. Doch auch Minor-Rühr, Landesmeister im Schwergewicht, kann wohl nicht einspringen: er hat laut Mantau noch fünf Kilogramm Übergewicht. Ansonsten hält sich der Manager und Trainer mit Aussagen über die Mannschaftsbesetzung zurück. Er vermutet, dass die Wismarer gute Kontakte nach Potsdam haben, da sie in den vergangenen Jahr immer über die vorher teilweise veröffentlichten Namen der Boxer Bescheid wussten. Fest steht jedoch, dass Torwanicki im Schwergewicht antreten wird und Jörg Rosomkiewicz im Mittelgewicht in den Ring steigt. Während Mantau in den höheren Gewichtsklassen durch viele Ausfälle Besetzungsprobleme hat, kann er in den leichten Klassen aus dem Vollen schöpfen. Der angekündigte Fanbus wird indes nicht die Reise nach Mecklenburg antreten, denn auch das Busunternehmen hat laut Mantau mit erkälteten Fahrern zu kämpfen und kann die Fahrt nicht durchführen. Noch ein paar weniger Zuschauer in der Veranstaltungshalle, die größer als die Sporthallen der Landeshauptstadt Potsdam ist. Die Halle selbst bleibt ein Anziehungspunkt der Region – am Sonntag beispielsweise bei „Die Vier Jahreszeiten Der Volksmusik“ ist sie wieder ausgelastet. Nur beim Zweitligaboxen unter dem Firmament der Oberliga A eben nicht mehr.

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