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Links und rechts der Langen Brücke: Eiszeit in den Tropen

Jan Brunzlow über die Atmosphäre in der Biosphäre

Die Mitarbeiter sind verunsichert, dennoch läuft der Betrieb auf Hochtouren. Ungeachtet der Verhandlungen um den Status Quo zweier Vertragspartner läuft das tägliche Geschäft in der Potsdamer Biosphäre, wenn auch defizitär. Nun wird der Betriebsgesellschaft des Tropenhauses im Volkspark wohl die Luft ausgehen und keiner will dafür bezahlen. Der bisherige Geschäftsbesorger sieht sich seit Bilanzende vor zwei Monaten nicht mehr in der Pflicht, der willige neue Betreiber will jedoch die bestehende Gesellschaft nicht übernehmen. Um freien Zugriff auf die Welt der Träume und eine schuldenfreie Tropenwelt zu bekommen, sollen nun die Verträge unterschrieben werden. Die Biosphäre Potsdam GmbH steht vor einer Zukunft, die an dieser Stelle keine ist. Ein Dilemma für die 40 Beschäftigten, die nun um ihre Jobs bangen und verständlicherweise sauer auf das lange Zögern der Stadt sind. Auch wenn die kommunale Gesellschaft als neuer Betreiber einen Teil von ihnen übernehmen will. Seit knapp einem Jahr ist der Rathausspitze bekannt, dass der bisherige Betreiber Hans-Joachim Flebbe seinem Betreibervertrag nicht mehr nachkommen will und kann, zehn Monate später wird die Lösung präsentiert. Zu spät für eine Betriebsgesellschaft mit hehren Zielen, die jedoch zuletzt erhebliche Verluste eingefahren hat. Allein der Betrieb des Tropenhauses zur Förderung der Infrastruktur kostet ohne Personal fast 60 000 Euro monatlich. Hätten die Gesellschaft schon im Vorjahr die Zeichen seitens der Stadt erhalten, wie sie jetzt durch den tropischen Blätterwald sprießen, wäre wohl eher die Notbremse gezogen worden. Nun steht die kommunale Pro Potsdam Gesellschaft, die aus alten GmbH neu hervor geht, ohne Konzept vor einem Tropenhaus, dessen Monatsbilanzen zuletzt aussahen wie die Natur im mitteleuropäischen Winter. Die Besucherzahlen gingen durch das Hickhack und mangelnde Werbemöglichkeiten nach unten. Die laufende Attraktion ist keine mehr. Daher muss ein anderes Produkt neu am Markt positioniert werden. Verhandlungen mit dem Fördermittelgeber, um weichere Richtlinien für verbesserte Einnahmemöglichkeiten zu erreichen ist eine Seite. In kurzer Zeit ein überzeugendes Konzept zu erstellen und Verluste zu minimieren die andere. Denn eins darf nicht passieren. Eine Eiszeit unter Palmen: dann drohen Potsdam Fördergeldrückzahlungen von bis zu 22 Millionen Euro.

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