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Landeshauptstadt: Ges(ch)ichtslose Stadt

Förderverein des Potsdam-Museums fordert Stadtmuseum mit Dauerausstellung

Der momentane Zustand des Potsdam-Museums sei ernüchternd, sagte der Vorsitzende des Fördervereins Markus Wicke. Er stellte gestern, gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern und dem Museumsleiter Hannes Wittenberg, ein Memorandum vor, das die Situation beschreibt.

Demnach lassen weder die beengten Räumlichkeiten, noch die schlechte finanzielle Ausstattung eine ordentliche Museumsarbeit zu. „Wir haben in der Benkertstraße nur etwa 250 Quadratmeter Fläche, bräuchten aber 600 bis 700 Quadratmeter. So wie es jetzt ist, können wir geschichtlich einmalige Exponate leider nicht zeigen“, so Wicke.

Aber wenn es nur das wäre: „Seit 1994 gibt es in Potsdam keine feste Ausstellung mehr über die Geschichte Potsdams, besonders das 20. Jahrhundert ist wie ausgeblendet“, so Museumsleiter Wittenberg. Außerdem sei das Ankaufbudget des Museums seit Mitte der neunziger Jahre auf Null, fügte Fördervereinsmitglied Ines Reich hinzu. „Wir können auf dem Kunstmarkt nichts Neues erwerben, obwohl neue Exponate Besucher anziehen.“

Der Förderverein sieht ein vernünftig ausgestattetes Potsdam-Museum als „Kulturpflichtaufgabe“ der Brandenburgischen Landeshauptstadt an. Man müsse zum Vergleich nur an das wunderbare Stadtmuseum in Dresden denken. Auch Vereinsmitglied Hans-Joachim Giersberg betonte: „Eine Stadt ohne zentrales Museum ist eine geschichts- und gesichtslose Stadt“. Er plädiert dafür, dass das Museum ins Brock“sche Palais am Stadtkanal zieht. Das Gebäude gehört der Telekom, Verhandlungen mit dem Eigentümer sind geplant. Alternativ kann sich Markus Wicke das Museum auch gut im Alten Rathaus vorstellen, über dessen zukünftige Nutzung noch nicht endgültig entschieden ist.

Der heutige Standort im Holländischen Viertel sei zwar hübsch, liege aber zu versteckt, sagte Wicke. „Ich werde immer noch von Leuten angesprochen, die glauben, das Stadtmuseum befindet sich noch in der Breiten Straße in den Hiller- Brandtschen Häusern. Dabei ist es dort schon seit zehn Jahren nicht mehr.“ Als es diesen Museumsstandort mit einer Dauerausstellung noch gab, hatte man Anfang der neunziger Jahre das Konzept von zusätzlichen Stadtteilmuseen entwickelt. Dort sollten vor allem Sonderausstellungen stattfinden, weil diese besonders wichtig für die Besucherbindung sind, so Ines Reich. Mit der Schließung des zentralen Standortes habe sich die Situation aber grundlegend verändert. „Wenn gespart werden muss, sind dezentrale Museen zu teuer. Es wäre sinnvoller, Geld und Personal zu bündeln und ein Stadtmuseum mit Dauerausstellung zu unterhalten, wo es dann auch regelmäßige Sonderausstellung gibt“, so Reich.

Nun hofft der Förderverein darauf, dass Oberbürgermeister Jann Jakobs die Museums-Initiative unterstützen wird. In den vergangen Jahren seien schon mehrere Anläufe unternommen worden, die dann aber wieder erlahmten. Diesmal wolle man dranbleiben. Seite 28

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