zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Großbaustelle Tresckow-Kaserne

Millionenhoher Aufwand für Einsatzführungskommando der Bundeswehr

Millionenhoher Aufwand für Einsatzführungskommando der Bundeswehr Von Erhart Hohenstein Potsdam/Geltow. 130 Millionen Euro verbaut das Einsatzführungskommando der Bundeswehr im märkischen Sand. Die von dem vor gut zwei Jahren, im Juli 2001, in Dienst gestellten Kommando genutzte Henning-von-Tresckow-Kaserne Potsdam/Geltow hat sich zu einer in Brandenburg einmaligen Großbaustelle gewandelt. Bei den Arbeiten geht es vor allem um die Sanierung und Modernisierung, einschließlich des Einbaus hochmoderner Absicherungs- und Informationstechnik, für etwa 15 Gebäude. Sie stammen aus den 30er Jahren und aus der DDR-Zeit. Außerdem entstehen einige Neubauten für die etwa 600 Soldaten sowie die zivilen Mitarbeiter. Dazu zählen die bereits in Bau befindliche neue Operationszentrale, ein zentrales Wirtschaftsgebäude und eine Sporthalle. Erneuert und um ein Kleinsportfeld erweitert wird der Sportplatz, ebenso der Hubschrauberlandeplatz. „Wir befinden uns jetzt in der Hauptbauphase, die im Jahr 2005 abgeschlossen werden soll“, erläuterte Infrastrukturoffizier Hauptmann Frank Weißflog den PNN. „Mit der Gesamtfertigstellung rechnen wir 2008.“ Befehlshaber Generalleutnant Friedrich Riechmann begründet das Großvorhaben mit der Aufgabe des Kommandos, alle Einsätze der Bundeswehr zu planen und zu führen. Zurzeit sind 8500 deutschen Soldaten mit 3800 Land-, Luft- und Seefahrzeugen in neun Ländern auf drei Kontinenten zur Friedenssicherung und zur Terrorismusabwehr eingesetzt. Mehr als 3600 davon befinden sich in den Einsatzkontingenten KFOR und SFOR auf dem Balkan, in Afghanistan (ISAF) sind es fast 1800. Dazu kommen kleinere Gruppen, so z.B. 600 Mariner vor der Küste Nordostafrikas und der arabischen Halbinsel sowie bei der UN-Beobachtermission in Georgien. Sanierung und Ausbau des Kasernengeländes werden auch deshalb notwendig, weil das Einsatzführungkommando vielfach multinationale Kräfte führt, so seit Februar gemeinsam mit den Niederlanden die ISAF-Truppen in Afghanistan. Dazu wurde in Potsdam/Geltow ein deutsch-niederländisches Operations Coordination Center eingerichtet. Das Kommando bereitet sich außerdem auf Weisung des Verteidigungsministeriums darauf vor, mögliche friedenssichernde Militäreinsätze der Europäischen Union (EU) zu führen. Dann würde in der Henning-von-Tresckow-Kaserne ein europäisches Hauptquartier (Operations Headquarters) gebildet, in dem Personal aus allen beteiligten Ländern arbeitet, für das Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden müssen. Der Kasernenkomplex vor den Toren Potsdam war 1934 bis 1936 für die Luftkriegsschule und die Fliegerhorstkommandantur Wildpark-Werder errichtet worden. Gleichzeitig war er als Ausweichsquartier für das Oberkommando der Luftwaffe gedacht, dessen Hauptquartier im Verlauf des Zweiten Weltkrieges hier auch einzog. Dafür wurde ein ausgedehntes unterirdisches Bunkersystem geschaffen, in dem ab 1943 auch die Särge der Preußenkönige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. untergestellt waren, um sie vor Bombentreffern zu schützen. Nach der Nutzung durch die Sowjetarmee wurde der Komplex ab 1956 schrittweise an die neugebildete Nationale Volksarmee der DDR übergeben. Ab 1972 saß hier das Kommando der Landstreitkräfte. Sein Chef Generaloberst Horst Stechbarth hatte im Stollensystem einen unterirdischen Führungsraum einrichten lassen. Auf dem Gelände fallen vier zugespitzte und abgerundete Türme auf, die als Luftschutzbunker dienten und durch ihre ungewöhnliche Form Geschosse ablenken sollten. Wie Hauptmann Weißflog den PNN mitteilte, bleiben die Türme und die unterirdischen Bunkeranlagen, die 1993 durch einen Betonpfropfen verschlossen worden waren, weiterhin ungenutzt und werden nicht in die Sanierung einbezogen.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false